Wittenberg den 12. Oktober 1524
Gnade und Friede im Herrn! Lieber Herr Hiernoymus! Auch Euch muß ich bei der Überzahl meiner Armen in Anspruch nehmen. Dieser junge Mann, Gregorius Keser, sucht irgendwo eine Stellung und hat mich um einen Brief an jemand in Nürnberg gebeten. Zwar habe ich ihm wenig Hoffnung gemacht und ihm gesagt, daß überall alles voll ist. Trotzdem habe ich ihn in des Gottes Namen ziehen lassen, der auch die Raben ernährt. Wollt Ihr übrigens Eure Ketha von Bora festhalten, so tut bald etwas dazu, bevor sie ein andrer bekommt, der bei der Hand ist. Sie hat ihre Liebe zu Euch noch nicht verwunden. Ich würde wahrlich an jeder der beiden Verbindungen meine Freude haben. Lebt wohl.
Martin Luthers Briefe
In Auswahl herausgegeben von Reinhard Buchwald
Zweiter Band
Leipzig,
im Inselverlag
mdccccix