Melanchthon Philipp – An Eoban Hesse (Fragment)

Ich hoffe, du wirst diejenigen, welche unter dem Vorwande theologischer Studien die Humaniora verachten, dahin bringen, daß sie sich schämen, wenn sie einen theologischen Gegenstand so tüchtig poetische behandelt sehen. Entweder bin ich ein falscher Prophet, oder du wirst einige durch dieses Beispiel auf den rechten Weg zurückführen. Denn ich sehe, daß du denselben Schmerz, wie ich, über den Verfall unserer Studien empfindest, die erst vor kurzem ihr Haupt erhoben hatten und nun wieder zu versinken beginnen.

Die die profanen Wissenschaften nicht wollen, denken, glaube mir, nicht viel besser über die theologischen: sie benutzen es nur als Beschönigung ihrer Faulheit. Wir aber, die wir die schönen Studien empfehlen, müssen Alles thun, um die unerfahrene Jugend anzuregen und auf den rechten Weg zu führen.

Guter Gott! wie unsinnig theologisiren die, welche glauben, nur durch die Verachtung der schönen Wissenschaften als weise zu erscheinen. Wohin anders geht dieser Irrthum hinaus, als daß er uns eine neue Sophistik und zwar noch eine dummere und gottlosere, als die frühere bringt?