Was ich allezeit Guts vermagk zuvor. Lieber Herre und Bruder in Christo! Ich will euch nit verhalten, nachdem mein Prediger zu Cronbergk das Buchlin, das ihr De abroganda missa habt lassen ußgehen, mir geteutscht hat, und dann ich verhoff, Nutz bringen soll, so dasselbig in Druck komme, hjabe herumb solichs zu drucken verschickt einem evangelischen Doctor mit einer Schrift, welcher ich euch Abschrift schick. Dieselbig wirdet darvornen auch gedruckt werden. Weiter schick ich euch hiemit ein gedruckte Schrift, die Franz von Sickingen an seinen Schweir gethan hat, dorin ihr seinen Geist spuren moget. Der Geist Gottes und die Gerechtigkeit haben lange Zeit und vor zehen Jahren zu Ebernbergk in Franzen Haus gehauset, deß bin ich gewiß. Der gutig Gott wolle solichs forder mit Gnaden mehr erleuchten und erhalten. Allen Tag leset man zu Ebernbergk ein Stuck der Episteln und Evangelii unter der Meß zu teutsch, und nach der Meß ein Propheten, desgleichen Abends zu der Salve-Zeit. Item das Wort Gottes nimpt ziemblicher Maß an etlichen Orten bei uns zu. Darneben aber wird es an etlichen Orten hart verdruckt, deßhalb ich besorge, dieselben Verdrucker seine von Gott verhärtet, vielleicht zu ihrer greulichen Straf. Der Wille Gotts wirdet seinen Furgangk haben. Der barmherzig Gott wolle uns durch sein Gnade wahr Erkenntniß geben unserer Sunden und Irrung. Hiemit befelch ich euch dem gnädigen Gott mit allen euern Mitdienern Gottes. Datum uf Durstag nach Laurentii anno etc. XXII.
Hardtmudt von Cronbergk.
Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Dritter Band.
Briefe vom Dezember 1520 – August 1522
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1889