Luther, Martin – Meinem gnädigsten und lieben Herrn, Herzog Friedrich, Kurfürsten zu Sachsen, zu Sr. Gnaden Handen. 1517

Gnädigster Herr und Furst. Als mir E.F.G. vor diesem die Zusagung thät durch den Hirsfelder, ein neu Kleid zu geben; so komme ich nue und bitt E.F.G. desselben eingedenk zu seyn.

Bitt aber, gnädiger Herr, wie vormals, so der Pfeffinger das ausrichten soll, daß er es mit der That und nit mit freundlicher Zusagung ausrichte; er kann fast gute Wort spinnen, wird aber nit gut Tuch daraus.

Es ist auch, gnädiger Herr, mir offenbart, nämlich durch den Prior zu Erfort, der es von E.F.G. Beichtvater verstanden, wie daß E.F.G. sollt Ungnade empfangen haben uber D. Staupitz, unsern wirdigen lieben Vatter, etlich Schreibens halben; hab ich daselb, als er hie gewest und E.F.G. zu Torgau gesucht, mit seiner Wirde geredt, und furgehalten, daß mirs nit lieb wäre, E.F.G. Unglimpf uber seine Wirden, hab ich in der Wahrheit in vielen Worten nit anders erfunden, die wir den Abend von E.F.G. hätten, dann daß E.F.G. ihm aufs Beste in seinem Herzen, und ihm der Kurfürst von Sachsen ein lieber Furst ist, und verwahr gar sonderlich E.F.G. gunstig ist, also, daß er endlich sagt: ich meine nit, daß ich mein gnädigsten Herrn je erzurnet habe, ich hätt es dann damit than, daß ich S.G. zu viel gelieb gehabt. Derhalben bitt ich, gnädiger Herr, seinethalben, als er mirs auch etlichermaß empfohlen, E.F.G. wollt sich aller Gunst und Treu zu ihm versehen, wie dann ahn Zweifel E.F.G. dieselbe oft an ihm erfunden.

Auch, gnädigster Herr, daß ich mein Treu E.F.G. auch erzeige, und mein Hofekleid verdiene: ich hab gehört, wie daß E.F.G. nach Abgang dieses Aufsatzes wollte eine andere und vielleicht schwerer aufsetzen. So E.F.G.. nit wollt verahcten eines armen Bettelers Gebet, bitt ich, wollts umb Gottes Willen nit lassen dahin kumen, dann mirs von Herzen leid ist und vielen E.F.G. Gunstigen, daß auch diese Schätzung E.F.G. letzten Tagen so viel gutes Geruchts, Namen und Gunst beraubt hat. Gott hat E.F.G. wohl mit hoher Vernunft begnadet, daß Sie in diesen Sachen weiter sieht, denn ich odder vielleicht alle E.F.G. Unterthanen; aber mag doch wohl seyn, ja Gott will es so haben, daß groß Vornunft zuweilen durch weniger Vernunft gewiesen werde, auf daß niemand auf sich selb sich verlasse, sundern alleine auf Gott unsern Herrn, welcher spar E.F.G. gesund uns zu Gute, und darnach E.F.G. Seelen zur Seligkeit, Amen.

E.F.G. unterthäniger Cappellan,

D. Martinus Luther, zu Wittenberg.

1517 Im November oder December

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefe, Sendschreiben und Bedencken, vollständig aus den verschiedenen Ausgaben seiner Werke und Briefe, aus andern Büchern und noch unbenutzten Handschriften gesammelt, kritisch und historisch bearbeitet von Dr. Wilhelm Martin Leberecht de Wette, Professor der Theologie zu Basel. Erster Theil. Luthers Briefe bis zu seinem Aufenthalt auf Wartburg Berlin, bey G. Reimer 1825