Melanchthon an den Senat zu Nürnberg, 10.3.1526

Den Erbarn und Weisen Burgermeistern und Rath zu Noriberg, Meinen günstigen Herren.

Meine willige Dienst Ew. Ehrbar Weisheit zuvor. Ich hab Ew. W. Schrift empfangen, darin E. W. begehrt daß ich mich nach Ostern gen Noriberg zu Anfang der Schule daselbst verfügen wolle. Wiewohl aber Ew. Ehr. Weisheit dazu andere Leut haben, das geschickt denn ich bin, und man mein nicht bedarf, auch ich schwerlich hie abkommen kann, und mir ungelegen ist von Haus zu seyn, jedoch bin ich auf Ew. Schreiben Ewr. Ehr. W. zu dienen willig, sonderlich in solcher Sache die Schule und Lehre betreffend, welche zu fördern ich nach meinem Vermögen schuldig bin. Gott gebe Gnad und Glück, daß solch Fürnehmen wohl gerathe, und gute Früchte davon folgen. Dieweil ich aber dem Durchlauchtigsten, Hochgebornen Fürsten und Herrn dem Churfürsten zu Sachsen, meinem gnädigsten Herrn, mit Dienst verpflichtet bin, kann ich nicht zusagen, bis daß ich dieß Ewr. Ehr. W. Begehr an mein gnädigsten Herrn den Churfürsten zu Sachsen bringe. So mir nun mein gnädigster Herr erlaubt, hinaus zu ziehen, will ich so viel mir möglich ist, E. E. W. gern zu Willen werden, denn Ew. Erb. W. zu dienen bin ich willig. Datum zui Wittbergam Sonnabend vor Laetare, anno M.D.XXVI.

E. Ehr. W.
Williger
Philippus Melanthon.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen 1
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1834

Melanchthon an den Rath von Nürnberg, 27.9.1525

Dem Ehrbaren und weisen Burgermeistern und Rathherren der Stadt Nürnberg, meinen günstigen Herrn.

Meine willigen Dienste zuvor. Ehrbare und weise Herren. E. Ehrb. Weisheit hab ich empfangen, darin Ew. E. Weisheit begehrt, mich zu Anrichtung einer Schule zu gebrauchen. Wiewohl ich aber weiß, daß solche Sache gelehrter und bas erfahrner Leute Raths bedarf, denn ich bin, (denn eine rechte Schule anrichten, dadurch gute Sitten und Tugend gepflanzt werden, ist nicht ein gering Ding); doch dieweil mich E. E. W. darum fordert, bin ich schuldig in solcher Sache, E. E. W. zu dienen. Darum, so wie mein gnädigster Herr, der Churfürst zu Sachsen, eine Zeitlang, als ich hoffe, gnädiglich erlauben würde, will ich in kurzem nach dem Leipziger Markt, aufseyn und hinausreisen. Denn womit ich E. E. W. dienen möchte, wäre ich ganz willig und geflissen dasselbige zu thun. Datum Wittenberg Mittwochs nach Mattheis, anno XXV.

E. E. W.
williger
Philippus Melanchthon.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen 1
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1834