28.11.1526
(Fragment)
Der ander Sache halben, ist meine treuliche Warnung und Rath, daß (die Christen sonderlich) nicht mehr denn Ein Eheweib jmand haben solle. Nicht allein darumb, daß es ärgerlich ist, und kein Christen ohn Noth Aergerniß geben, sondern aufs fleißigst meiden solle, sondern auch darumb, daß hie kein Gotts Wort furhanden ist, darauf man sich lassen muge, daß Gott von den Christen wohlgefalle. Heiden und turken mugen thun, was sie wollen. Die alten Väter haben etliche viel Weiber gehabt, aber dazu sind sie mit Noth gedrungen, als Abraham und Jakob, und hernach viel Konige, welchen die Weiber ihrer Freunde, wie ein Erbe, heimsterben, nach Mosis Gesetze. Nu ist nicht gnug eim Christen, der Väter Werk anzusehen; er muß auch ein gottlich Wort fur sich haben, das ihn gewiß mache, gleich wie sie gehabt haben. Denn wo die Noth und Ursach nicht gewesen ist, haben die alten Väter auch nicht mehr denn Ein Eheweib gehabt, als Isaac, Joseph, Mose und der viel. Derhalben ich hiezu nicht zu rathen weiß, sondern widerrathen muß, sonderlich den Christen, es wäre denn die hohe Noth da, als daß das Weib aussätzig oder sonst entwendet wurde. Den andern aber weiß ichs nicht zu wehren. Das will ich E. f. G. unterthäniglich auf solche Frage geantwort haben. Hiemit Gotts Gnaden befolhen, Amen. Zu Wittenberg, Mittwochens nach Catherina 1526.
E. f. G.
williger
Martinus Luther.
Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Fünfter Band.
Briefe vom September 1524 – Dezember 1526
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1893