Die Gnade Gottes sei mit Euch. Amen.
Ich hatte Euch vor einiger Zeit geschrieben, zu welch drastischen Maßnahmen das Parlament betreffs der Religion gegriffen hat, indem es alle Menschen mit Gewalt zum Abschwören zwingen und den wieder zum Haupt der Kirche machen will, der nicht das Haupt ist, noch auch nur dazugehört, sondern sich in Wirklichkeit als ihr Feind erweist, wie Gottes Wort und alle alten Schreiber es berichten.
Weil es an Gesetz und geistlicher Autorität fehlt, wollen sie Gewalt und Grausamkeit anwenden. Das waren immer die Argumente des Papstes und des Papsttums, solange diese bösartige Macht in der Welt ist. Aber jetzt ist die Zeit der Drangsal, wo sich zeigt, ob wir Gott mehr fürchten als die Menschen. Es war einfach, auf der Seite Christi zu stehen, als der König und die Welt es auch taten; aber nun, wo die Welt Ihn haßt, kommt echte Drangsal für die Seinen. Darum, in dem Namen und durch die Wirksamkeit, Kraft und Stärke des Heiligen Geistes bereitet Euch in jedem Fall zum Widerstand und zur Standhaftigkeit. Laßt uns nicht fliehen, wenn es höchste Zeit zum Kämpfen ist. Denkt daran, niemand wird gekrönt, er habe denn mannhaft gekämpft, und wer bis ans Ende beharrt, wird selig werden. Ihr müßt nun all Eure Aufmerksamkeit von den Gefahren, die Ihr seht, abwenden und im Glauben auf das richten, was danach kommt: entweder der Sieg über die Feinde in dieser Welt, oder die Aufgabe dieses Lebens, um das ewige Reich zu ererben. Hütet Euch, allzu sehr das Glück und das Elend dieser Welt zu betrachten; denn wenn wir sie zu sehr betrachten, lieben oder fürchten, werden wir von Gott abgezogen. Darum bedenkt bei Euch selbst: Wenn Euch das Glück der Welt berührt, so ist es gut; aber niemals anders, als daß Ihr in der Gunst Gottes dabei bleibt. Wir dürfen es annehmen; aber immer in solchem Abstand halten, daß wir bei seinem Genuß Gott nicht verlieren. Es ist gut bei unseren Freunden hier zu bleiben und zu verweilen; aber daß wir ja nicht mehr bleiben, wenn es Gottes Mißfallen erregt und wir hernach in der Hölle mit den Teufeln im ewigen Feuer leben! Wir sollten nichts, was geringer ist als Gott, festhalten, damit uns Gott, der größer ist als alles, nicht verloren geht.
Über das Unglück urteilt in gleicher Weise. Gefangensein ist schmerzlich, aber Freiheit zu bösen Bedingungen ist schmerzhafter. Gefängnisse stinken, aber nicht so sehr, wie schöne Häuser, in denen es an wahrer Gottesfurcht mangelt. Ich muß einsam und allein sein; aber es ist für mich besser, wenn Gott mit mir ist, als in Gesellschaft der Bösen zu sein. Der Verlust von Gütern ist hart; aber Gottes Gunst und Gnade zu verlieren, ist härter. Es ist besser, sich vor dem Pomp und dem Dünkel der bösen Menschen zu verantworten, als nackt im Angesicht von Himmel und Erde am letzten Tage vor dem gerechten Gott zu stehen. Ich werde durch die Hand grausamer Menschen sterben. Gesegnet ist, wer sein Leben voll Sterblichkeit und Elend verliert und ein Leben voll ewiger Freude findet. Es bereitet Schmerzen, von Dingen und Freunden zu scheiden; aber nicht soviel, wie von der Gnade und vom Himmel selbst getrennt zu sein. Darum können weder Glück noch Widerwärtigkeiten dieser Welt groß erscheinen, wenn sie mit den Freuden und Schmerzen der zukünftigen verglichen werden.
Ich kann nichts anderes mehr für Euch tun als beten. Tut dasselbe um Gottes willen auch für mich. Was mich angeht, und ich danke meinem Himmlischen Vater dafür, habe ich mit allem abgeschlossen und übergebe mich dem Willen des Himmlischen Vaters. Wie Er will, so will auch ich, um Seiner Barmherzigkeit willen. Um Gottes willen, schreibt sobald Ihr könnt, an meine arme Frau und an meine Kinder. Schickt auch meinen Brief, den ich kürzlich nach D. sandte. Wie mir gesagt wurde, hat sie nie einen Brief bekommen seit Master S. bei ihr war. Dafür sollten sich die Boten umso mehr schämen, als ich doch wiederholt geschrieben habe. Der Herr tröste und versorge sie; denn ich kann in weltlichen Dingen nichts mehr tun. Sie ist eine fromme und kluge Frau. Wenn es nach meinem Willen geht, müßte sie alles Nötige haben; aber was ich möchte, kann Gott tun. Ihm befehle ich sie und euch alle an. Ich bin jetzt ein kostbarer Edelstein und werde sorgsamer bewacht als je zuvor; denn keiner meiner Leute, noch die Hausdiener dürfen zu mir kommen, nur der Wärter, ein schlichter, grober Mensch. Gott weiß es, und mir soll es einerlei sein. Lebt wohl. Den 21.Januar 1555.
Euer gebundener John Hooper.