Nach Pfingsten reisten Calvin und Farel nach Zürich, worüber Calvin an Sulzer, von dem er nicht wusste, dass er in Basel war, berichtet. Sulzers Nachfolger in Bern, Hans Haller, bis 1547 Pfarrer in Augsburg, dann in Zürich, war schon anfangs Mai nach Bern gekommen, nach Pfingsten aber wieder nach Zürich gegangen, um seine Familie abzuholen. Der Schluss des Briefes ist abgerissen. Der zitierte Vers ist aus Ovid.
Erfolglose Bemühungen für die Berner Pfarrer.
Als Viret von Bern heimkam mit der Nachricht, dort sei nichts mehr zu hoffen, hielt ich dafür, nun bleibe nichts anderes mehr übrig, als nach Zürich zu reisen und den Versuch zu wagen, ob man dort irgendwie Hilfe finde für dies Unglück. Es kam mir nämlich der Vers in den Sinn:
Einst schlug dem Feinde Achills sein Speer eine schmerzliche Wunde,
Doch derselbige Speer heilte die Wunde dann auch.
Ich reiste über Neuchatel, wo sich mir Farel anschloss. Anfänglich fanden wir wenig freundliche Gesichter, doch wurden wir sonst ehrenvoll und freundlich aufgenommen. Nur eins missfiel uns gar sehr, dass die Zürcher sagten, es sei ihnen zuwider und sie würden es nicht dulden, dass wir nur ein Wort über die Sakramentsfrage redeten. Ein wenig sprachen wir doch davon, konnten aber nicht erreichen, dass man es zu einem ernsthaften Gespräch darüber kommen ließ. Trotzdem unterließen wir nichts, eine Ratsaudienz zustande zu bringen. Immer wieder flog uns die Antwort entgegen, wo der Prozess rechtmäßig geführt worden sei, da sei aller Gerechtigkeit genug getan. Wir antworteten, was die Verhältnisse mit sich brachten. Als wir von den Amtsbrüdern Hilfe verlangten, sagten sie, sie hätten in der Sache gar nicht so viel getan, wie wir meinten, sie hätten zu Hause so viel Arbeit, dass sie sich nicht in fremde Angelegenheiten einmischen könnten, auch sei in Bern ihr Einfluss gar nicht so groß, dass sie es nur wagten. Schließlich merkten wir, dass von dieser Seite gar keine Erleichterung zu erwarten ist, und ich glaube, es bleibt uns jetzt gar nichts mehr übrig, als das Unheil der Kirche zu beklagen, da man ihm nicht steuern kann.
Mit Viret und den Übrigen ist noch alles beim alten. Ich vermute aber, lange werden sie nicht mehr Ruhe haben. Als wir schon gestiefelt und gespornt zur Reise waren, ja als die Pferde schon gesattelt vor der Tür der Herberge standen, kam zufällig Haller vom Lande heim und eilte gleich herbei, uns zu begrüßen. Der junge Mann ist, soviel ich aus unserm kurzen Gespräch mehr erraten als merken konnte, bescheiden und aufrichtig, und er wird, wie ich hoffe, wenigstens nichts Unrechtes und Freches tun. Denn zu guter Naturanlage tritt bei ihm eine gute Erziehung, und auch der Gottesfurcht ist er, glaube ich, nicht bar. Doch kann man erst bestimmteres Vertrauen auf ihn setzen, wenn man ihn besser kennt.
Wir stehen zwar im Hintertreffen, sind aber doch nicht weit vom Geschoss. Auch fehlen die Funken nicht, die das Feuer entzünden können. Gut ists, dass wenigstens nichts Unvorhergesehenes geschehen kann, weil wir, – komme, was mag, – bereit sind, es zu tragen.
Wo du nun auch seiest und welche Stellung sich dir bietet, wünsche ich dir Glück dazu. Wie freilich jetzt die Verhältnisse liegen, gibt’s keinen Winkel mehr, da – –
– – die elende – – – – – –