Nr. 242 (C. R. – 1071)
Servet hatte an Viret geschrieben und dieser sein Schreiben Calvin gesandt (vgl. Nr. 155). Merlin war Professor der hebräischen Sprache in Lausanne. Weggelassen sind unwichtigere Nachrichten.
Von Servet. Allerlei Umtriebe gegen Calvin.
Ich glaube, meine frühere Antwort an Servet hast du einmal gelesen. Ich wollte mich nicht mehr länger mit einem so verzweifelten, verstockten Ketzer zanken, und man wird darin gewiss der Mahnung des Apostels Paulus folgen müssen. Jetzt greift er dich an, sieh nur zu, wie weit du dich auf die Widerlegung seines Wahnsinns einlassen willst. Von mir erpresst er in Zukunft keine Silbe mehr. Unserm Merlin wünschte ich die auserlesenste Gattin, aber wenn ich Umschau halte, finde ich kaum eine, die ich versprechen zu können hoffe oder auch nur wünsche. Wäre es ihm möglich, unter irgendeinem andern Vorwand hierher zu reisen, so könnte er selbst sich besser umsehen, sich mit mir beraten und mir seine Bedenken sicher und vertraulich mitteilen. Vielleicht lässt es sich irgendwie machen. Einen bessern Rat kann ich nicht finden. – – –
Das Geschwätz von Briefen, die zwischen den Übelgesinnten hin und her gehen, hat einen bösen Geruch; es zeigt, dass die, die mir gern recht schaden möchten, es doch nicht wagen oder noch zu wenig ausgerüstet sind. Da ich ein gutes Gewissen habe, scheue ich keinen Angriff. Schlimmeres als den Tod können sie mir doch nicht wohl androhen. Und doch, wenn, wie Christophe mich hoffen ließ, die Stimmung in Bern dir gegenüber wieder etwas besser ist, könntest du vielleicht bei Gelegenheit von dort her etwas herausbekommen. Wie, wenn es einer von uns durch Zurkinden versuchte? Besinne dich, was wohl besser ist. – –
Ich habe alle Briefe, die ich von dir habe, in ein Päcklein zusammengepackt; lies sie durch und bezeichne die, welche dir gefährlich scheinen, mit einem bestimmten Zeichen. Die bezeichneten will ich dann an einem sichern Ort besonders bewahren. Ich will das Gleich mit meinen Briefen tun, sobald ich sie von dir bekomme. Lebwohl, bester Bruder und Freund. Der Herr behüte dich und sei bei dir mit seiner Gnade. Amen. Grüße deine Frau und deine Kollegen von mir. Meine Frau lässt Euch alle grüßen und empfiehlt sich Eurer Fürbitte.
1. September 1548.