Castellio suchte wohl als Korrektor eine Stelle bei dem Buchdrucker Jean Girard in Genf zu erhalten. Der erwähnte Nachfolger Castellios, Levesque, kam dann doch nicht an seine Stelle. Der Kardinal Farnese, ein Nepot des Papstes Paul III. Der Kaiser hielt seit Februar 1544 den Reichstag zu Speyer.
Über Castellio. Politische Nachrichten.
– – – Wie gesagt, ich möchte, wir fänden irgendeine Weise, für Sebastian zu sorgen. Ich meinesteils werde soviel mirs möglich ist, dabei helfen. Glaub mir, es quält mich merkwürdig, wenn ich voraussehe, was ihm von der Zukunft droht. Levesque, sein Nachfolger, wird auf Ostern hierher kommen. Von Jean Girard darf Sebastian keinen großen Lohn erwarten, wenn er nicht vorhat, ihm das Blut auszusaugen. Denke also auch du daran, wie wir für ihn sorgen können. Ich weiß, dass es Sebastians feste Überzeugung ist, ich wolle allein etwas gelten. Ob er mit Recht oder Unrecht so von mir denkt, darüber steht das Urteil dem Herrn zu. Mir kommt es vor, ich hätte ihm gewiss keine Ursache dazu gegeben. Wohl aber hat er mir Anlass gegeben, dass ich ihn für ehrgeizig und streitsüchtig halte. Aber ich will nur auf seine Gelehrsamkeit und seinen sonst gar nicht übeln Charakter schauen. –
Wie lang geht es diesmal bis Ostern, bis ich dich wieder sehe. Lebwohl, liebster Bruder und Freund. Grüße alle Brüder angelegentlich.
Genf, 25. März.
Ich schicke dir eine Abschrift von Butzers Brief. Der König von Frankreich wolle, heißt es, seine Tochter dem Kardinal Farnese geben. Die Mitgift soll der Anspruch auf das Herzogtum Mailand sein, zu dessen Wiedererlangung der Papst Geld zur Genüge darbietet. Ganz Europa werden wir dies Jahr im Krieg aufflammen sehen, wenn nicht wider Erwarten der Herr vom Himmel erscheint zur Hilfe. Es wurde das Gerücht hierher gebracht, der Kaiser habe es beim Reichstag erreicht, dass der König von Frankreich als Reichsfeind erklärt wurde. Ich kanns nicht glauben.
Dein
Johannes Calvin.