Luther, Martin – An Justus Jonas (1542)

Gnade und Friede im Herrn. Mein lieber Herr Doctor! Ihr wisset, daß der Spottzeddel vom Heiligthum des Cardinals mein ist. Solches wissen die Drucker, die Universität, die Stadt, daß es gar unverborgen und nicht heimlich ist. So wird’s die Braut zu Mainz selbst wohl wissen. Denn ich hab’s also gemacht, daß ich habe wollen gemerkt sein. Und wer es lieset, und jemals meine Feder und Gedanken gesehen, muß sagen, das ist der Luther. Und weiß, daß die Braut selbst sagen wird, oder gesagt hat: das ist der Bube Luther, sonderlich im Herzen, welches mir wohl bewußt. Sonst, wo ich’s hätte wollen heimlich haben, wollte ich meine Feder und Gedanken besser verborgen haben. So ist die Braut bei mir nicht in dem Ansehen, daß ich mich vor seiner, wiewohl teufelischen Kunst fürchte. – Diesen Brief lass ich euch frei, wiewohl ich leiden möchte, sie ließen mich alten Mann mit Frieden, wo nicht, so mögen sie es getrost wagen. Ich will, ob Gott will, mich daheim lassen finden. Gehabt euch wohl. Am 6. Nov. im Jahre des Herrn 1542.

Martinus Luther, D.

Quelle:
Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867