Im September reiste Calvin nach Genf, ausgerüstet mit Empfehlungsschreiben des Straßburger und Basler Rats an die Berner. Farel hatte in Neuchatel eine vornehme Dame, Tochter des Landvogts, die Ärgernis gegeben, von der Kanzel getadelt und dadurch eine heftige Opposition wachgerufen. Deshalb nahm Calvin den Weg über Neuchatel.
Auf der Reise nach Genf.
Hochmächtige, ehrenfeste Herren, wenn ich in Genf ankomme, werde ich Ihnen die Gründe auseinandersetzen, die mich aufgehalten haben, und ich hoffe, Sie damit leicht zufrieden stellen zu können. Dieses Schreiben soll Sie bloß benachrichtigen, dass ich in Solothurn vernahm, es sei in der hiesigen Gemeinde Unruhe entstanden, und dass ich mich deshalb genötigt sah, nach Gottes Willen von meinem Wege abzuweichen, um zu sehen, ob ich etwa meinerseits dabei zu Hilfe kommen könne. Nachdem ich meine Pflicht erfüllt, habe ich beschlossen, so Gott will, morgen in aller Frühe nach Bern abzureisen, um dort den gnädigen Herrn die Briefe abzugeben, die man ihnen von Straßburg und Basel schickt. Habe ich das getan, so werde ich meine Reise fortsetzen, ohne mich irgendwo aufzuhalten; denn mein Wunsch, nach meinem Versprechen wieder vor Ihnen zu erscheinen, wird mich nicht verweilen lassen, sei es wo es wolle. Den Herold, den Sie geruht haben, mir zur Begleitung zu senden, habe ich bei mir behalten, in der Meinung, dass das nicht wider Ihre Absicht sei. Aber ich will die Entschuldigung dafür und für Anderes lassen bis zu meiner Ankunft. Bis dahin, großmächtige, ehrenfeste Herrn, empfehle ich mich gehorsamst Ihrer Gnade und bitte den Herrn, er möge Sie durch seinen Geist stets leiten, die Stadt gut und fromm zu regieren, und die Stadt und Ihre Herrschaften in gutem Wohlsein behüten.
Neuchatel, 7. September abends.
Ihr gehorsamer Diener
Johannes Calvin.