Juda, Leo – Brief an Ambrosius Blarer, September 1534

Was liebt Gott mehr als Fürsorge für die Armen? Der Ueberbringer dieser Zeilen ist um Christi willen wiederholt vertreiben worden und hat unter dem Kreuze gelebt, ist aber im Bekenntniß nicht eines Fingers breit gewichen. Gott hat ihm bisanhin diese Standhaftigkeit erhalten; er ist’s daher werth, daß Alle um Christi willen sich ihn lassen empfohlen sein. Das Fleisch ist schwach; dieses muß man stets unterstützen, damit es nicht wanke. Deshalb empfehlen wir dir nun diesen Greisen; er ist nicht sowohl gelehrt als fromm, d.h. er zichnet sich weniger durch Gelehrsamkeit aus als durch viel Fleiß und Treue, was mir weit vorzüglicher scheint als jenes. Es ist bei ihm nicht Einfalt ohne Kenntnisse, sondern die Umsicht eines Greisen, durch lange Erfahrung erworben, so daß man nicht besorgen muß, er handle in irgend etwas blindlings und unbesonnen, wodurch Manche die Kirchen in vielerlei Schaden bringen.