Berthold Haller – Aus einem Brief an Martin Bucer 1533

Du hast nun, lieber Martin, unsere Kirche gesehen, einige unserer Prediger gehört; mich hast du ganz gesehen, wie viel oder wie wenig an mir sein mag. Nichts kannst du thun, was mir willkommener wäre, als wenn du mir ganz offen schreibst, was du daran, zumeist aber an mir, vermissest. (…) Ich weiß, daß die Frömmigkeit allein nicht ausreicht zur führung eines so wichtigen Amtes. Es wird Klugheit, Treue, Gelehrsamkeit erfordert, um die Geheimnisse Gottes auszuspenden. Du kennst mich; befiehl, dringe, zeige mir, wie ich dasjenige möge verbessern, was leicht nicht bloß mir, sondern der Kirche schaden kann! (…) Ich weiß genug dessen, das Gott gern hätte und fürchte, es gebreche an mir. Hätte ich doch diese Furcht schon vor zehn Jahren gehabt.

Quelle:
Berthold Haller
Nach
handschriftlichen und gleichzeitigen Quellen
von Carl Pestalozzi.
Elberfeld.
Verlag von R. L. Friderichs.
1861