Luther an Johann von Dolzigk, kurfürstl. Marschall

zw. 1522 und 1524

Zu Hand dem Marschalk Herr Jo. Dolsken

Jhesus

Nicht, nicht, gestrenger Herr und Freund! Ich bitt neben viel anderen, daß die Meß und offentlich Danksagung nachbleib. Denn ohn das sonst die prachtliche Gottdienst ungenehm sein, so ist dieß zuvor fährlich, daß wenig Gebets, viel Mürmeln da geschehen werd; je weniger und langsamer der Hauf zusammen, je besser. Das Ding ist besser nit mehr gerühret, es ist schon zuviel gerühret. Hat doch mein Predigt, die ich doch aufs mäßigst gestellet, die Sach geärgert. Es ist auch hie zu furchten. Laßt uns heimlich Gott danken, das ist besser. Wollt solch mein Meinung nit aufs ärgist vernehmen.

D. M. Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Vierter Band.
Briefe vom September 1522 – August 1524
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1891