Konstanz 1523 Juli 27
Ich selbst hätte nicht gewagt, Deine Studien zu stören; doch glaubten wir, es sei für Dich dieser Brief((Das Schreiben Fabers an einen Mainzer, an dessen Abschrift der obige Brief anschließt, ist datiert Constantiae 3. Iunii anno xxiij und handelt hauptsächlich von einer Schrift gegen Luther, die Faber eben vorbereitete; gegen Schluß gibt er die Absicht kund, gegen Zwingli eine Schrift herauszugeben mit dem Nachweis, daß die Messe ein Opfer sei.)) von Wert, von dem ich Dir auf Menlishofers Zureden eine Abschrift sende. Du kannst daraus die großartigen Anstrengungen Roms ersehen, würdig Fabers, der schon mehreres mit wenig Glück hervorgebracht hat und noch viel dem Erdkreis verspricht. Fürwahr, mir tut der arme Mann leid, um so mehr als er sein Elend nicht erkennt, und wir wollen ihm bessere Einsicht wünschen, obwohl eine Umkehr bei seinem Starrsinn kaum zu hoffen ist. Du aber fahre fort, die Lehre Christi gegen die Antichristen zu verteidigen mit Gottes Beistand. Was wir weiter von Fabers Bestrebungen, zumal gegen Dich, erfahren, werden wir mitteilen. LEbe wohl und sende, wenn es Dir nicht lästig ist, auch uns einen Gruß. Empfiehl mich Hutten, dessen Herausforderung an Erasmus, wenn je etwas, uns seine echte Gesinnung wiedergibt, sodaß wir die schwache Gesundheit des wahrhaft christlichen Mannes tief bedauern. Grüße Magister Erasmus, Urban von Fislisbach und Magister Gregorius Mangold samt Eurer ganzen Kirche. Unsere Vettern Zwick, deren einer Dir sein Mißgeschick schreiben will, lassen grüßen.
Ex Constantia nostra VI. Kalendas Augusti.
Quelle:
Briefwechsel der Brüder
Ambrosius und Thomas Blaurer
1509 – 1548
Herausgegeben von der
Badischen Historischen Kommission
bearbeitet von
Traugott Schieß
Band I
1509 – Juni 1538
Freiburg i. Br.
Verlag von Friedrich Ernst Fehsenfeld
1908