Luther an Graf Georg II. von Wertheim

17.6.1523

Dem edlen und wohlgebornen Herrn, Herrn Georgen Grafen zu Werttheym rc., meinem gnädigen Herren.

Gnad, Friede in Christo. Gnädiger Herr! Ich hab E. G. Prediger sampt E. G. Schrift auf mein bestes empfangen, und aller seiner Frage, so viel mir Gott verliehen, berichtet, wie er E. G. anzeigen wird. Ich bin froh, daß Christus E. G. mit solchem Mann berathen, hott, E. G. werde ob ihm halten und mit der Zeit erfahren, daß ein rechschaffener Mann sei, der E. G. gefallen wird. Denn D. Straus hat seinen Kopf, und machts itzt zu Eysenach auch, wie er kann, und läßt uns sagen und schreiben. Ich hab aber E. G. diesem PRediger gesagt unsere Weise hie zu Vittemberg, daß er zuvor das Wort wohl treibe, ehe man etwas ändere, bis man sehe, wie der Glaube und die Liebe zunimpt im Volk. Es wären denn offentliche und unleidliche Stuck wider das Evangelio, wiewohl man dieselben auch zuvor wohl strafen durchs Wort und das Volk verständigen muß. Ich hoff, er werde sich recht halten. Gott behut E. G., Amen.

Zu Vittemberg, am Mittwoch nach Viti 1523.

E. G. Diener

Martinus Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Vierter Band.
Briefe vom September 1522 – August 1524
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1891