Capito an Bullinger

Was bei Luther’s Wuth zu thun ist, weiß ich kaum. In Summa etwa dies: Entweder schweigen, damit die Nichtigkeit seiner Flugschrift sich zeige, oder durch einen Mann antworten lassen, der mit Zwingli nicht so eng befreundet gewesen ist. Ich habe das betrieben in Privatbriefen; ob es aber erlaubt sei, damit in die Oeffentlichkeit zu treten, kann ich nicht beurtheilen, bis ich den Ausgang des evangelischen Konvents erfahren, der jetzt zu Schweinfurt stattfindet. Dann aber müssen wir einen Entschluß fassen. Es mißfällt mir unterdessen nicht, das Unglück Zwingli’s allgemeinen Ursachen zuzuschreiben und den Vorwurf des Zelotismus von ihm abzuweisen, denn es ist unerträglich, ihn mit den Münzerischen vergleichen zu sehen. Hüte dich jedoch, zu frei zu handeln; mir wäre es lieb, wenn du es indirekt thätest mit Verschweigung von Luther’s Namen … Ich bin der Ansicht, daß man Zwingli gegen Beschimpfungen vertheidigen und die Ursache der Niederlage dem Willen Gottes zuschreiben muß, der dadurch nicht die Meinung über das Abendmahl strafen wollte, dem es aber in seinem unerforschlichen Rathschluß gefallen hat, also die Unsrigen zu größerem Eifer für ihn zu entflammen.

Wolfgang Capito an Heinrich Bullinger

Denn was hat ein apostolischer Mann mit den Waffen gemein? Das wäre zu berücksichtigen, welche Leidenschaften der Kriegseifer in den Dienern des Geistes erzeugt, ferner, wie sehr es sie beim Volk herabsetzt, endlich, daß die Witwen und Waisen zu Haus einen Tröster brauchen, und daß mehr Leute zu Haus bleiben als selbst bei einem plötzlichen Krieg ausziehen, für welche der Geistliche zu sorgen hat. Ich will gar nicht davon reden, daß unter den Waffen kein Platz ist für ein ruhiges Gemüth. Es steht den Pfarrern ja auch frei, Diejenigen zu ermahnen, die aus Furcht daheim bleiben. Wir Diener des Geistes nehmen zu durch die Künste des Friedens und nicht durch ungewohnte Kriegsgeschäfte.