Was Erasti Schreiben belangt, davon betheure ich zum höchsten, daß mir Philippus solches auch gesagt habe gleicher Weise, als D. Erastus (in seinem Briefe an den Bürgermeister Daniel) schreibet, und sind meines Behaltens auch die Worte selber in Erasti Schreiben erzählet. So werdet Ihr Euch wissen zu erinnern, was Herr Philippus Euch geantwortet, da Ihr ihn davon gefragt habt. Ich habe noch Euern Brief bei mir, welchen Ihr damals aus Wittenberg an mich geschrieben; darinnen finde ich noch diese Worte: „Was Doctor Albertus Euch gesagt hat, das ist wahr. Ich werde es, ob Gott will, nimmermehr verneinen, und wo nicht eher, gedenke ich doch in meinem Testament einstmals Zeugniß davon zu geben.“ Darauf Ihr zu Philippo: Es hätte Lutherus bei seinem Leben der nachkommenden Kirche viel hiermit dienen können. Philippus aber (habe) Euch geantwortet: „Ja, er hätte es wohl thun können, aber er hat seine Ursachen gehabt, warum ers nicht thun wollen.“ Dies stehet in gedachtem Euern Brief, und bitte ich Euch, Ihr wollet an D. Erastum selbst schreiben und der Wahrheit nach Euerm Vermögen Zeugniß geben. Weil mein Name verhaßt ist, will ich jetzt nicht schreiben. Ihr wisset aber, wie ich Euch dieses allezeit zum höchsten betheuert habe, daß es also und nicht anders sei.“
(Erasti: Thomas Erastus, Leibarzt des Churfürsten Friedrich III. von der Pfalz, der in dessen Auftrag an den Bremer Bürgermeister geschrieben hatte, um genaueres über das Zeugnis Hardenbergs zu erfahren)
Quelle:
Die letzte Unterredung Luther’s mit Melanchthon
über den Abendmahlsstreit
Th. Diestelmann
Göttingen,
Vandenhoeck und Ruprecht’s Verlag.
1874