Nr. 713 (C. R. – 3869)
Weggelassen eine Bemerkung über einen nach Heidelberg zu berufenden Dozenten. Über Bouquin vgl. 457, über Diller, den Hofprediger des Pfalzgrafen 551. Konrad Marius war Professor am Gymnasium zu Heidelberg.
Über die Kirchenzucht in Heidelberg und die Juristen.
– – – Wenn du über die Zusammensetzung einer kirchlichen Disziplinarbehörde meinen Rat erbittest, so weiß ich fast nichts zu antworten, als dass der Pfalzgraf nach Anhörung seines Rates zwei, die Universität zwei, die Stadtgemeinde vier Männer wähle, die dann mit den Pfarrern der Kirche vorstehen und über die Sittenzucht wachen sollen. Denn so könnten die Teile, die sonst durch verschiedene Rechtsordnungen getrennt sind, zu einem Ganzen zusammenwachsen, und die Kirche erhielte ihr Recht, ohne dass jemand geschädigt würde. Jedenfalls ist auf alle Weise darauf zu dringen, dass Ihr doch eine gewisse Kirchenzucht zustande bringt. Schwer ist die Arbeit und verdrießlich, das gebe ich zu, ja ich sage sogar, sie macht verhasst; aber wenn du Christum zum Führer nimmst, so brauchst du nicht müde werden. Hast du mit den Juristen zu streiten, so wisse, dass diese Menschenrasse fast überall den Knechten Christi entgegenarbeitet; denn sie glauben, ihren Rang nicht behaupten zu können, wenn die Macht der Kirche kräftig ist. Doch fahre standhaft fort; es wird dir umso leichter fallen, als du nicht nur treue, sondern auch tapfere und energische Helfer gefunden hast. Lebwohl, trefflicher Mann, bester Bruder. Viele Grüße an Herrn Pierre Bouquin, und auch an die Herren Diller und Marius, sowie die übrigen Freunde. Der Herr erhalte Euch alle gesund und segne Euer frommes Wirken.
Genf, 27. Oktober 1562.
Dein
Johannes Calvin.