Nr. 666 (C. R. – 3427)
De la Gaucherie war der Erzieher des Prinzen von Navarra, des späteren Königs Heinrich IV., wohl zeitweilig auch Pfarrer in Loudun.
Scharfe Mahnung zur Ordnung.
Messieurs, wir dachten, die Erfahrung früherer Zeiten hätte Euch gelehrt, Euch still und ruhig zu halten; aber nun haben wir gehört, dass es wieder von vorn anfängt, und zwar wegen des Mönches, der Euch schon früher genug beschäftigt hat und nun wieder auf seine Weise sich einschmuggeln will. Ehe wir aber an diesen besondern Übelstand rühren, müssen wir Euch sagen, dass wir Euch schon lange kennen, als zu sehr Euren Sinnen und Phantastereien ergeben, hitzig, Euren Gelüsten zu folgen, und trotzig, darin zu beharren. (Wir meinen damit nicht alle, aber jeder möge sich prüfen, und jedem, der sich schuldig fühlt, gilt das Urteil.) Erinnert Euch daran, wie Herr de la Gaucherie gearbeitet hat, die Leidenschaftlichkeit zu mäßigen und Euch zur Vernunft zu bringen, und welche Schwierigkeit ihm das machte. Glaubt, wenn Ihr so fortfahrt, so macht Ihr schließlich Euren Freunden Verdruss. Wir wissen wirklich nicht, ob man ohne Folgsamkeit und Bescheidenheit ein Christ sein kann. Was nun den Mönch angeht, so wundern wir uns, dass er nicht den gewöhnlichen Weg betritt, wenn er sich im Kirchendienste verwendet sehen will. Unordnung zu stiften, wo Gott Ordnung geschaffen hat, ist weltlicher Ehrgeiz und teuflischer Stolz. Und wenn er in Wissen und Beredsamkeit von engelsgleicher Geschicklichkeit wäre, wehe ihm, wenn er sich nicht dem allgemeinen Glauben unterordnen will. Die, die sich zu St. Pauli Zeiten grosstaten mit Pomp und Prunk und Prahlen, waren vielleicht so geschickte Leute wie er, und doch sehen wir, dass der Apostel sie keines Strohhalms wert erachtet. Wir möchten ganz gern seine Vorzüglichkeit kennen lernen, um ihn nach Verdienst hoch achten zu können, – und wenn wir dessen nicht würdig sind, weshalb beweist er sie nicht sonst, sei es vor der Synode oder vor andern? Haltet Ihr Euch aber für taugliche Beurteiler, so müssen wir uns Euer schämen, da Ihr nicht nach dem richtigen Maße urteilt, und mehr unternehmt, als Euch zukommt. Wäret Ihr auch die scharfsinnigsten Leute der Welt, – in welcher Schule habt Ihr das gelernt, dass Laien einen Mann zu einem solchen Amt fähig erklären können? Solche Freiheit wird stets verflucht sein, das sie das Einheitsband der Kirche zerreißen muss. Aber, – um Euch die Wahrheit zu sagen – , bis Euer Mönch uns vom Gegenteil überzeugt hat, halten wir ihn für einen ebenso dummen als stolzen Kerl. Und das ist uns ein Zeichen, dass seine Helfershelfer, die so verblendet von ihm sind, bisher sehr wenig vorgerückt sind im Evangelium. Zu unserm großen Bedauern müssen wir so scharf mit Euch sprechen; denn beharrt Ihr darin und haltet zu ihm, so verlasst Ihr die Kirchen und scheidet Euch von ihnen durch ein klägliches Schisma. Wir bitten aber den lieben Gott, dem abzuhelfen, dadurch, dass Ihr Euch unter sein Joch beugt und im Geist der Nachgiebigkeit Euch selbst verleugnet. Wir bitten ihn auch, Euch in seiner Hut zu halten und Euch zunehmen zu lassen in allem Guten.
Den 1. Juli 1561.
Euer ergebener Bruder
Charles d´ Espeville.
im Namen seiner Genossen, wenn Ihr das gelten lasst.