Zell, Katharina – Dem Wolgelehrten Herren Ludwig Rabus, Pfarrherrn der Kirchen zu den Predigern, hie zu Straßburg, zu seinen selbst Handen gehört dieser Brief.

Die Gnad GOttes des Vaters durch den HErrn Christum seinen Sohn, der ihm geboren ist, von dem Saamen David nach dem Fleisch, und kräftiglich erweiset, ein Sohn GOttes nach dem Geist, seye mit euch, und erleuchte euer Herz durch seinen Heiligen Geist zu seiner wahren Erkänntniß, Amen. Lieber Herr Ludwig! ich habe auf Mittwoch den Wyenacht-Tag euer Predig von der heiligen Menschwerdung Christi, mir zum Trost gewollt hören, und nach meiner Gewohnheit (wie zu einer jeden Predig) GOtt treulich gebeten, daß er euch Geist, Herz und Mund geben, zu reden und zu lehren, das ihn und seinen lieben Sohn Christum erkannt und groß mache, und uns allen gebe, dasselbig mit allem Fleiß und Ernst, ja gläubigen Herzen zu hören und zu fassen, damit sein grosser Nam in uns allen geheiliget werde, und wir also mit einander in das Haus GOttes möchten gehen, und nach der Predig hab ich aber (wie auch meine Gewohnheit) dem HErren Christo gedanket, um das gute Wahre, das ich von euch gehört habe, ja dem HErrn JEsu gedanket, daß er in die Höhe gefahren, und also gute Gaben herab gegeben hat, dabey ihn auch herzlich gebeten, euch gnädiglich zu verzeihen das Böse, so ich in solcher Predig mit traurigen Herzen, ja Schrecken, auch von euch gehört habe. Ihr habet zum ersten viel Guts (und eben das der gut Schwenkfeld auch redt, lehrt und schreibet) geredt, wie Christus nit allein nach der Gottheit, sondern auch nach der Menschheit unser Erlöser und Seligmacher sey, und wer das nit glaube, könne und möge nit selig werden, mit mehr guten Lehren; und aber darnach, aus Zorn und böser Bewegung eures Herzens Eutichische Ketzer und Rotten herfür gezogen und gesagt, sie wollen jetzt nit gesehen seyn, daß sie die Menschheit Christi verleugnen, und seye doch alle ihr Lehr und Schreiben der Grund und Fundament derselbigen Ketzereyen rc. Und darauf so frevenlich gesagt, der verfluchte, teufelisch, verdammt und schändlich Schwenkfeld thue dasselbig, und verleugne die wahre Menschheit JEsu Christi, mit etlichen bösen Worten mehr, daß ich von Herzen euerthalb erschrack, und mich vor eueren Worten segnete, bin traurig hingangen, und GOtt für euch gebeten, daß er euch solche Unwahrheit, Schand, Neid und Haß verzeihe, und bessers in euer Herz gebe, und hab nit können unterlassen euch zu schreiben, daß mich Wunder nimmt, daß ihr euch nicht vor GOtt förchtet, und vor den Leuthen schämet, solche unchristenliche Wort, so vor einem grossen Volk zu reden, unter denen doch etliche sind, die auch Verständige, und Schwenkfelds Bücher etwan lesen, und müssen von euch hören, daß ihr die Unwahrheit von ihm saget, und das Widerspiel öffentlich in seinen Büchern funden wird; ach was zeichnet ihr euch selbst, daß ihr den Zorn GOttes also auf euch häufet, und einen Schatz des Zorns sammlet. Wie habet ihr jungen, ganz unerfahrene Männer, ja jung und früh an Jahren und Amt, der alten hoch und lang erfahrnen Männer Lehr, Glauben, Thun und Befehl so gar vergessen, und stolziert jetzt der Jünger über den Meister? so doch der HErr saget: Es begnüget den Jünger, wann er ist wie sein Meister. Die Alten haben nit also frefentlich und unehrlich gegen Schwenkfeld gehandelt, sondern mit aller Ehrsamkeit und freundlich, als auch einem geachten und gottesförchtigen Mann, dabey und mit ich vielmahl gewesen bin. O seliger Wolf Capito! o seliger Caspar Hedion! o seliger Matthäus Zell! wie ruhet ihr so wol in Christo, die so treulich gehandelt, und euere Mitarbeiter nit also dem Teufel geben habet, des müsset ihr jetzt in Grund verachtet werden, (aber ohne Zweifel hoch vor GOtt geehret) ich glaub aber, lebtet ihr jetzt noch bey uns, mancschwünge euch wiederum mit Ruthen, ihr müßtet schweigende Kinder werden, und bey denen, die ihr gebohren, wiederum in die Schule gehen, und Krummes für Schlechts lehren. GOtt hat euch aber aus Gnaden, vor dem und viel Unglück hingezuckt; ihm sey daurm Lob! Amen.

Ach GOtt! wie sey ihr doch, lieber Herr Ludwig, so blind, daß ihr meynet, die Leuth seyen Narren, und verstehen nit, wann sie die Bücher lesen, was Schwenkfeld schreibe, red und lehre, und was ihr vielmal aus Unverstand, auch vielleicht eitel Ehr und eigen Gesuch, redet und lehret? Und ihr sollet es nit zörnen, ihr lernet erst aus Schwenkfelds Schriften viel von Christo reden, auch zun Zeiten dasselbig in eueren Predigen, und fluchet ihm dannoch lgeich darauf, gleichwie die armen Päbstler, aus unsers lieben D. Luthers seligen Büchern haben etwas gelernt, und ihn darnach verdammt; und wann ihre Bücher nicht noch vorhanden wären, dörften sie wol sagen, Luther sagte die Unwahrheit von ihnen, sie hätten nit also gelehrt. Luget! machet euch ihrer nit theilhaftig, es wird euch sonst allen gehen wie dem Propheten Bileam, was du fluchest, will ich segnen. GOtt wolle euch auch geben, daß euere Augen aufgethan werden, und ihr den Engel sehet im Wege stehen, damit ihr nit den armen Esel wider seinen treuen Dienst schlaget. O merket, was ich hier sage, übergürtet den Esel nit, ich rath euch treulich, demüthiget euch vor GOtt, (welches der Prophet Bileam niederknien heisset) so werden euch mit ihm die Augen geöfnet, und werdet Hörer Göttlicher Reden werden, und überkommen die Erkenntnuß des Höchsten, und sehen die Offenbarung des Allmächtigen, alsdann werdet ihr segnen, und nimmer fluchen; gedenket auch an die Letze, die mir mein frommer Mann, (welchen ihr doch eueren Vater genannt habet) an euch befahle in seinem Abschied, der euch in seinem Leben solches nicht gestattet hat, da er in seiner Noth zu mir sagte, ich sollte euch sagen, daß ihr Schwenkfelden mitfrieden liesset, und lehretet Christum predigen, und gleich darauf zum HErren Christo sagte mit grossem Ernst: O HErr, bleib du selbst der Erzhirt über dein Volk, und habe sie lieb, sie haben mich lieb gehabt. Sie werden keinen mehr so lieb haben; mich dünkjt, ihr machet dieß Wort jetzt wahr, meynet ihr, daß euch die Leuth desto lieber gewinnen, und mit Lust zu Predig und Nachtmal gehen, so sie solchen Neid, Haß und Lästerung von euch hören, ihr jaget viel frommer Leut davon, und schreyet dann, Schwenkfeld thue es, daran ihr ihm aber unrecht thut; ihr thut es selbst, wie der Prophet Elias zum König Ahab sagte. Schwenkfeld hat nie keinem Menschen die Predig gewehrt, euer Zorn und ungottseliges Lästern wehret es, daß die Leut nit mehr mögen hören, wann sie meynen, sie wollen von ihrem Trost im HErren Christo hören, so müssen sie Unwahrheit und Lästerwort über einen frommen Mann hören, der Christum liebet, ihn hoch lobet, und um seinet willen viel und mehr gethan und gelitten, dann ihr, und sind doch wenig da, die ihn kennen, dieselbigen gehen mit Trauren heim, und kommen nimmer, die andern wissen nicht, was Schwenkfeld ist, ob es ein Mensch oder ein Thier seye, wie mich auch etlich einfältiger Menschen, aus Verwunderund übereuer und Herrn Johannes Lenglins unbillichen Geschrey, gefragt haben, was doch Schwenkfeld sey, warum Matthäus Zell, Doctor Hedion, und die andern alten Prediger, nit auch von ihm gesagt haben. Also zerreisset ihr selbst die Kirche, betrübet, und machet sie irre, so ihr wähnet, ihr wollet sie bauen. Ach GOtt! ist nicht der liebe Buler selig der allerstrengest wider Schwenkfeld gewesen, wann hat er aber seiner je einmal so unehrlich auf der Canzel und vor dem Volk gedacht? Deßgleichen die andern alle, ja die ersten alten und treuen Arbeiter, sind sie dann alle Narren, und der Kirchen so unnütze Diener gewesen, daß sie die Kirche nicht auch vor solchen grossen Ketzereyen sollten gewarnet haben, die doch aus grosser Liebe, und nit eigenem Gesuche, die Sache des Evangelii haben angefangen, und mit so grosser Gefahr und NAchtheil ihrer Ehren, Leibs und Guts, den HErrn Christum geprediget, undden Straßburgischen Acker gepflüget und gesäet, in dessen volle Ernd ihr gangen, und in den Schnitt kommen sey? Wie ihr dieselbigen aber einbringet, und zur Scheuren führet, wird sich am End befinden; wer weiß, wie euch GOtt strafen wird, daß ihr noch aus Unverstand dem, welches ihr jetzt hoch scheltet, (und auch wol zu hassen und zu schelten ist) wiederum einen Fuß und Fundament selber setzet, wie dann Herr Hanß Lenglin vor etlichen Wochen hat auf der Canzel gesagt: Er wolle lieber Päpstlich, dann Täuferisch oder Schwenkfeldisch seyn. Luget, Luget, was ihr redet, daß es euch nit begegne; ihr fahet wol so viel an in Sacramenten und anderem, daß es mit der Zeit (wo nit ein altes) doch ein neues Pabstthum geben möchte; sind das hübsche Wort von einem Evangelischen Prediger? Und den guten Schwenkfeld, der den HErrn JEsum Christum so hoch preiset, und mit uns allen wider den Pabst und aller Unglaubigen Werk, für den einigen und wahren Sohn GOttes und unsern allein Seligmacher und Erlöser, ja HErrn und Christ glaubt und bekennt, den verdammet ihrso greulich, und das Papstthum welches den HErrn Christum owl bekennt, aber mit aller Lehr und Thun ihm seine Kraft der allein Seligmachung verläugnet und hinweg nimmt, wie der Prophet Esaias und der heilig Paulus klagen, denselbigen Menschen der Sünden, sollet ihr einem solchen Mann fürsetzen, der Christo dem HErrn all seine Macht, Kraft, Ehr, Verdienst und Herrlichkeit giebt, mit Herz, Mund und That, auch all sein Hofnung, der Sünd Verzeihung, einer frölichen Auferstehung, und des ewigen Lebens, mit allen gläubigen Christen auf ihn setzet, und durch ihn allein zum Vater glaubt zu kommen? Denselbigen sollet ihr verflucht, verdammt und teuflisch schelten, so doch der heilige Paulus sagt, daß in denen, so in Christo durch den Glauben sind, kein Fluch und Verdammung seyn? Ja ich sage auch, dermassen Christum bekennen, wie Schwenkfeld thut, sind nicht Worte eines Teufelhaftigen, Verfluchten, noc Unsinnigen, wie ihr und Herr Hans LEnglin, und Illiricus zu Magdeburg, ihn einen unsinnigen Narren, Fantasten, Seel-Mörder, Stink- und Stenkfeld und dergleichen schalten, als ob er sein Lebenlang ein Hüpenbub gewesen wär, der doch von einem alten so ehrlichen Geschlecht, und ihr alle so viel Narrenwerks Adel doch hoch aufmützet, und aber ihn, der so eines herrlichen Herrkommens und Haltung an Seel und Leib ist, also schändet, solche häßliche, unchristliche Rede (damit die Hauptsach nicht verantwortet ist) die wider GOttes Gebot, die die Lehre Christi und seiner Apostel, ja auch aller Zucht und Ehrbarkeit der Schwarzwäldischen Bauern zuwider, die sind teufelisch und unsinniger Menschen Reden, und nicht dessen, der unserm HErrn Christo all sein Ehr giebt und laßt, die ihm sein Vater im Himmel geben hat, und seine heilge Menschheit nit verlaugnet, wie ihr so vor einem grossen Volk öffentlich mit Unwahrheit ausgeben habet. GOtt wolle es euch allen verzeihen, bessers lehren, und aus Saulus Paulus machen; das wünsche ich euch von Herzen, aus noch voriger Liebe, die mein frommer Mann und ich zu euch gehabt haben, aus deren (weiß GOtt) ich dieses auch schreibe; ihr dauret mich alle, daß ihr euch vor GOtt so hoch versündiget und vergreifet, und dauret mich die Kirch, die ihr also betrübet und irr machet, und hilft doch nit, dann was Christus will fürt haben, das mag niemand hindern. Es wird euch fürwahr gehen eben wie den Päbstlern, denen D. Luthers Lehr eben so fremd und bitter war, aber je mehr sie schryen, wehreten, verboten, verjagten und schalten, je mehr die Leuth (aus GOttes Gnaden) eine Lust und Liebe darzu gewunnen, und waren sie mehr Ursach daran, daß die Lehr durchdrang, und jedermann aus allen Landen bekannt ward, dann der lieb Luther selbst; also seyd ihr auch fürwahr, auf diesen Tag (wiewol ohne eueren Willen) aber mit euerem Schänden und Lästern Ursach daran, daß erst viel Leuth nach ihm und seiner Lehr fragen, und wissen wollen, was er doch lehre, die vorhin nichts von ihm gewußt, noch an ihn gedacht haben, wie dann zwey ehrliche Bürger auf euere und Lenglings harte Predigen, zu mir sind kommen, und gesagt, sie wollen Schwenkfelds bücher haben, und sehen, was er von Christo und seiner Menschheit lehre, und sollten sie eine Krone um ein Büchlein geben, das machet ihr selbst; ich sage euch fürwahr, daß mir Ehren-Leuth weit her schreiben, daß seine Bücher in vielen Landen bekannt, begehrt und weiter kommen, dann in sechs und zwanzig Jahren, weil er geschrieben hat, und ihr selbst dienet ihm darzu, mit euerem Schelten und Lästern auf den Canzeln. Meinet ihr, daß sich die Leuth in ein Gesatz und Zwang werden lassen treiben, wie vorhin? Neyn freylich, die Freyheit und Verstand ist ergriffen. Wolan dieß hab ich auf euere Predig, oder etlich unchristlich Reden in der Predig, euch gewollt schreiben, mit freundlicher Bitt, daß ihr um des HErrn Christi willen, der da sagt; Verdamme nit, daß du nit verdammt werdest; auch um aller brüderlicher und menschlicher Zucht und Liebe willen, solch Ungeschicklicihkeit und Unverstand, Grobheit, unapostolischen Geist und Frevel bedenket und bessert, welchen ihr und Lenglin bisher getrieben, ja noch als eine alte und lange Kirchen-Mutter und Freundin, euch zu warnen aus Trang meines Gewissens, daß nicht der Spruch des heiligen Petri, an euch allen erfüllet werde, da er sagt: Sie lästern, das sie nit erkannt haben; ja ich rathe euch mit Treuen, den guten Rath des frommen Gamaliels anzunehmen, der zu den Obersten der Juden sagte: Lasset ab von diesen Menschen; ist das Werk aus den Menschen, so wird es selber untergehen, ist es aber aus GOtt, so könnt ihr es nit dämpfen, auf daß ihr nicht erfunden werdet, als die wider GOtt streiten wollen, und sie fielen ihm zu. Lieber, machet ihr euch nit ärger dann diese Pharisäer? Wir haben doch auch solches gegen dem Papst begehrt. Ach GOtt, es ist ein schwer Ding für GOtt und den Menschen, also einander bald für Ketzer ausgeben, so freventlich urtheilen, verdammen und dem Teufel geben, wider das Verbot Christi, wiewol gut ist, und GOtt zu loben, daß nit alles in unserer Macht stehet, wie wir etwan uns verwähnen, wo es euch auch geschehe, hörte ich es eben so ungern, und verspreche euch nach meinem Vermögen, wie ich auch viel gethan habe; der HErr sagt aber: Mit der Maß ihr messet, wird euch wiederum gemessen. Luget für euch L. Herren, mir ist viel vor den Augen meines Herzens, das ich förchte über uns kommen werde. Ich glaub, wenn ihr möchtet, ihr würdet mit einer weiten Conscienz und schlechtem Gewissen Herrn Caspar Schwenkfelden bringen, da die Gelehrten den armen Serveto neulich zu Genf, die Bischöf und Pfaffen den heiligen Hussen zu Canstanz, und die Hohenpriester, Gleichsner und Schriftgelehrten zu Jerusalem unsern HErrn JEsum Christum hinbracht haben. Ist es aber Recht, also Davids Blutschuld auf sich zu laden, und sich der Sünd von Abel an bis auf Christum, seiner Apostel, und aller zu unseren Zeiten theilhaftig zu machen? Solchen Apostelgeist kenne ich nit, will auch kein Theil nit haben. Da die Jünger dass Feuer vom Himmel wollten heissen kommen, sagte der HErr zu ihnen: Wisset ihr nit, welches Geistes Kinder ihr seyd? Nun wolan, dieß hab ich euch aus gutem, (nit argem) Herzen wollen schreiben, dieweil ich nit Zeit habe zu euch zu kommen, und mündlich mit euch zu reden. Ach wie wollte ich so herzlich gerne, daß doch die Rede des frommen Kaysers zu Arius Zeiten, die er dazumal zu den Gelehrten thate, bey euch allen gülte, da er so fleißig begehrte und bate, die Kirch nit also zu betrüben und zu ärgern; ja vielmehr wollte ich, daß das Gebet unsers HErrn JEsu Christi bey euch gülte, da er bat: Vater! heilige sie in er Wahrheit, und gebe ihnen, daß sie eins seyen, wie du und ich eins sind rc. Ach solch Schänden bringt keine Wahrheit noch Einigkeit. Was haben die armen einfältigen Zuhörer mit zu thun? So geben die Verständigen nichts darum, werden nur je stärker in ihrem Verstand und Glauben. Warum habet ihr nit längsten (wie ich vor der Zeit gerathen) ihm selber euer Beschwerd an ihn, freundlich zugeschrieben? Wie dann Jungen gegen einem Alten gebührete, und nit ein solches Geschrey auf den Kanzlen, und sonst hinter ihm geführt, und ihn so hoch geursachet, viel öffentliche auszuschreiben, das er nit gethan, sondern zu euch selbst geredt oder geschrieben hätte? Wäre also unter euch blieben, wie die alten mit ihm gehandelt haben, die die Kunst und Pracht nit so übel gedruckt hat, als euch Jungen, die da wähnen, solche Herrschaft (wider der heiligen Apostel Pauli, Petri und Johannis Lehr) gezieme euch allzeit, so doch der heilige Johannes sagt: Die Alten straf wie Väter; sagt nit, verfluch sie wie Teufel. Wolan es ist aber, GOtt erbarms, zu weit kommen, und zu bös worden, Stolz hat die Sach verderbt, ich kan nicht helfen, dann mit Gebet vor GOtt dem Vater, und dem Erzhirten Christo, der helfe um seiner Auserwählten willen. Ich thue aber dennoch mit meiner kleinen Vermahnung und Warnung, ob sie schon bey euch nicht gelten solle, wie mich mein frommer Mann selig an seinem Abschied geheissen hat, da er mit ernstlichen Worten zu mir sagte: Weib, du bleibest noch eine Weile nach mir, thue das Beste in Sachen, wie bisher, mit mehr Worten, die ich euch dazumal eines Theils gesagt habe, das wollte ich gern thun, (weiß GOtt). Wollet ihr aber einander also würgen und zu tod rupfen, so will ich desto weiter von euch geben, daß mir nit auch Ueberfall zu meiner Seelen Schaden werde. Meynet ihr nit, andere auch also. Das machet ihr selbst. Ich gebe Schwenkfelden Zeugnüß vor GOtt und meinem Gewissen, und wo ichs auch vor andern thun solle, daß ich seine Schriften nun bey 26. Jahren gelesen, und von Anfang bis auf diesen Tag nie darinnen funden, noch gelernt, daß er die heilige Menschheit unsers HErrn JEsu Christi verleugne, sondern daß er sie herrlich bekennt und glaubt, wie sie vom heiligen Geist empfangen, aus Maria gebohren, am Creutz gehangen, von Todten wiederum auferstanden, und gen Himmel gefahren, zur Rechten seines Vaters erhöhet, und in das Wesen der heiligen Dreyeinigkeit eingenommen, allen Gewalt empfangen mit GOtt, und GOtt gleich regiert und herrschet, bleibe noch und ewiglich also, seye nit verschwunden oder ausgelöschet, noch vergangen, so wenig das Wort, da es Fleisch worden, vergangen ist, wie auch die Kirch allzeit gesungen hat: Er ist worden, das er nit war, und ist blieben, das er war. Also ist auch die Menschheit Christi in GOtt genommen, und dannoch blieben eine wahre Menschheit, und bleibt es ewiglich, soll und wird auch angebetet von allen Engeln und Heiligen, wird sich auch am jüngsten Tag zeigen, den Gläubigen zur grossen Freud, daß sie sehen, in welchen sie geglaubt haben, den Gottlosen aber zu grossem Schrecken, daß sie auch sehen, in welchen sie gestochen haben, wie das die Schrift bezeuget, welches doch Schwenkfeld nie geläugnet hat, sondern allezeit bekennt und noch (GOtt sey Lob). Was zeihet ihr ihn dann, ja euch selbst, daß ihr so frevenlich saget, er verläugne die wahre Menschheit Christi, so doch seine Bücher so gewaltig und gut teutsch anders zeugen? Wann ihr sie nur mit Demuth und Gebet vor GOtt, ohne bösen Affect läset, würdet ihr es wol darinnen finden.

Denket ihr nit, das David im Psalmen sagt: Recht muß dennoch Recht bleiben, und dem werden alle fromme Herzen zufallen. Daß er aber von der Menschheit Christi redet, daß sie vergöttert seye, oder von GOttwerdung in Christo, hätte ich gemeynt, ihr hättets alle baß verstanden, und freundlicher urtheilen können, mit den alten Lehrern der Kirchen, die ihr doch leset, welche solche Wörter im Gebrauch haben, damit nit auch der HErr JEsus zu euch müßte sagen: Bist du ein Meister und Lehrer in Israel, und weissest das nicht? Und nimmt mich Wunder, daß Meister Specker sich nicht schämt, daß er Herrn Caspar Schwenkfelden solche Worte in seinem Buch, welches er wider ihn hat lassen ausgehen, so häßlich aufgerupft und verwiesen hat, da er ihn doch nicht recht verstehet, und ihm viel seiner Wörter aus Unwillen verkehrt, und viel wider sich selbst schreibet, daß auch seiner etliche Evangelische und Päbstler lachen, und heissen ihn einen tollen Schwärmer, denen er doch gemeynt gar wol mit zu dienen. So verachtet machet ihr euch selber, und wie im Psalmen stehet, grabet einem andern eine Grube, und fallet selber darein. O wie ein heiliger geistreicher Handel ist es, die Menschheit Christi recht zu verstehen? Es muß mit grosser Gottesfurcht, Begierd und Gebet zum HErrn Christo, vom Vater im Himmel, durch den Heiligen Geist gelernt seyn in aller Demuth des Herzens, da ruhet der Geist GOttes, und nicht mit Gespey und Lästerung über einander. Ach müssen doch wir arme Menschen vergöttert, verkläret, neu gemacht oder gebohren, ja göttlicher Natur theilhaftig gemacht werden, im ewigen Leben nach des Apostels Rede, und dannoch Menschen bleiben, und doch seyn, wie die Engel GOttes, und leget ihr es dann so übel aus, daß der Mensch JEsus, der sich selbst GOttes Sohn sagte seyn, auch vom Engel Gabriel, also Maria und Joseph verkündiget und genennt wird, und von den Vätern Abraham, Isaac, Jacob und David (von denen er kommen sollte) und allen Gesetz-verständigen Juden, dafür angebetet ist worden, wie ihn auch David seinen HErrn nennete, dieweil er sein Sohn war; sie wußten es aber nicht, wie es auch nicht alle wissen, daß er so wunderbarlich, himmlisch und heiliglich vom Heiligen Geist empfangen, und von einer sonderen von GOtt zubereiteten und geheiligten Jungfrauen ist gebohren, nach Creutz und Tod durch GOttes und seiner eigenen Kraft auferstanden, und sein Leben aus eigener Macht wieder zu ihm genommen, sich zur Rechten des Vaters gesetzt, allen Gewalt im Himmel und Erden empfangen, in der heiligen Dreyeinigkeit regieret und herrschet, über alle Creaturen, daß derselbig vergöttert oder GOtt gleich worden seye, seiner Menschheit nach, und dieselbige Menschheit dannoch wahrlich bleibet, und bleibet ewiglich: was ist dann sein Verdienst und alle Ehr, so eben dieselbige Menschheit vom Vater empfangen, durch Esaias so herrlich und deutlich, ja David und alle Propheten zuvor geweissaget und verheissen, das will ich gern von euch hören, ist es nichts dann Creutz, Schmach und Tod, und allein aus Gnaden, Auferstehung, Himmelfahrt und ewiges Leben, wie das Unser? Wo bleiben dann die herrlichen Prophezeyungen alle, von dem ewigen Königreich, Fried und allem göttlichen Gewalt Christi, welches alles nit auf das Wort, das solches ohne das, und zwar von Ewigkeit gehabt, sondern auf die Menschheit Christi, deren es GOtt mit dem Eyd verheissen, und durch den Engel Gabriel zugesprochen hat, da er Maria die Empfängnuß vekründiget, und sagte: Er wird ein Sohn des Allerhöchsten, auf dem Stuhl seines Vaters David regieren, und sienes Reichs wird kein Ende seyn? Wo bleiben auch die sechs herrlichen und göttlichen Nahmen, die ihm der Prophet Esaias giebt, und sagt: Er heißt Wunderbar, Rath, Kraft, Held, (hie hat die alte Bibel Starker GOtt) Ewiger Vater, Friedens-Fürst, seine Herrschaft wird groß, und seines Friedens kein End seyn, daß er das Reich Davids zurichte und stark mache, mit Gericht und Gerechtigkeit, von seiner Geburt an bis in Ewigkeyt? Sind nicht das eitel göttliche Dinge, GOtt selbst zugehörig? Und werden doch alle der Menschheit Christi vom Vater selbst verheissen, zugesprochen und zu eigen geben, da ich noch wol 100. solcher Sprüch der Schrift und Verheissungen des himmlischen Vaters wollte herzubringen, wer kan es alles erzehlen? Ich schäme mich gleich auch, daß ichs euch so sagen solle, so ihr mir es solltet sagen und anzeigen zum Tost und Stärke meines Glaubens, in die Kraft Christi. Ich muß aber dannoch noch eines fragen: Wo bleibet auch das Gebet Christi, Vater, verkläre mich mit der Klarheit, die ich hatte ehe der Welt Grund geleget ward? Wo bleibet Moses, da er die Herrlichkeit GOttes sahe fürgehen, um welche er GOtt bat? Von welcher Herrlichkeit der liebe heilige Wolf Capito im Anfang seiner Predig des Evangeliums, im Anfang des 23. Jahrs, den Grund von Christo legte, welches ich von ihm gehöret, und noch nit vergessen habe. Wo bleiben alle Propheten mit ihren schönen Weissagungen, von der herrlichen Macht des Meßiä, und Davids in den herrlichen Psalmen von der göttlichen Kraft und Gewalt des Menschen Christi, und der Zierde seines Königreichs, wie er auch der Schönste unter allen seinen Mitgenossen seye, daß er einher werde treten in eitel köstlichem Gold, und sein Gespons ihm zu seiner Rechten, und sagte: Darum hat dich, o GOtt, dein GOtt gesalbet mit dem Freuden-Oel, von welcher Salbung auch der Prophet Daniel sagt, wie nach den 70. Wochen der Allerheiligste gesalbet werde. Auf welche Psalmen, Gesatz und Propheten sich Christus selbst gegen seinen Jüngern auf dem Wege gen Emaus referiert und sagt: Ihr Thoren und träge Herzen, zu glauben allem dem, das die Propheten geredt haben; mußte nicht Christus leiden, und also in seine Herrlichkeit gehen? O lieben Herren! was ist dieselbige Herrlichkeit, die auch Moses sahe, und die drey Jünger auf dem Berg, da Moses und Helias Zeugen waren, auch seine Schöne über alle seine Mitgenossen, die Salbung des Freuden-Oels und o GOtt, dein GOtt hat dich gesalbet? Was ist die Salbung, dann der Geist GOttes, der Christum durchdringet? Ist nit der Mensch JEsus also gesalbet worden, daß ihn der Vater eingesetzt hat auf seinen heiligen Berg Sion, und David heisset ihn GOtt, darvon wol viel zu sagen wäre, da er sagte: O GOtt, dein GOtt; wie David hie, in das zukommende göttliche Wesen des Menschen Christi, als schon gegenwärtig, des eroberten Siegs und triumphierender Auferstehung und Himmelfahrt, (wider den höllischen Gewalt) gesehen hat? Was ist auch sein Gewalt, den ihm der Vater geben hat im Himmel und auf Erden, welches auch der Prophet Daniel gesehen hat, und sagt: Es kam einer in des Himmels Wolken, wie eines Menschen Sohn, und wurde für den Altar bracht, der gabe ihm Gewalt, Ehr und Reich, daß ihm alle Land und Leute dienen sollten, seine Gewalt ist ewig, und sein Königreich hat kein Ende? Nun, welches Gewalt ist ewig, dann allein GOttes? Welches Reich nimmt kein Ende, dann allein GOttes? Wie auch Daniel an einem andern Orte sagte. Ergo, der Mensch JEsus Christus ist GOtt, dieweil ihm der Vater diese göttliche Dinge alle geben hat, aus welchem allein er macht hat die Sünde zu verzeihen, den Heiligen Geist, und ewiges Leben zu geben. Solches alles ist auch unserer Herrlichkeit, (die an uns offenbar soll werden) zu vergleichen, und dannoch müssen wir seyn, wie die Engel GOttes. Was ist auch seine Klarheit, ehe der Welt Grund geleget wurde, ist sie nit Göttlich? Hat er daselbst für das Wort, oder für die Menschheit gebeten, das wäre ja schimpflich zu sagen, ja übel geredt, daß der Mensch für GOtt bete, dann das Wort selbst GOtt von Ewigkeit gewesen, und dieß alles von ihm selbst gehabt, die Menschheit aber mit GOtt vereiniget, deren geziemet hat, GOtt gleich zu seyn, hat es durch Creutz und Tod, und den Gehorsam dem Vater sollen erlangen, da er einen solchen Kampf wider die Sünde, Höll, Teufel und ewigen Tod hat müssen für den ganzen Adams-Saamen bestehen, ja GOtt in ihm, welcher keinem andern schlechten Menschen, (da GOtt nit leiblich innen wohnet) möglich wäre, sollte er dann nit (dieweil er die Kelter allein getreten, und sein Kleid mit Blut besudelt) mit göttlicher Kraft und Macht, Ehr und Glori angethan, ja GOtt gleich werden, wo bliebe abermal der Prophet Esajas, der seine Herrlichkeit sahe, wie es der Evangelist Johannes meldet, und alle schönen Verheissungen in ganzer heiliger Schrift, ja der grosse Schwur GOttes, und die Rede, da der Vater sagt: Du bist mein Sohn, heut hab ich dich gezeuget, heische von mir, ich will dir die Heiden zm Erbe, und der Welt Ende zum Eigenthum geben, daß du sie mit eisernem Scepter (das ist, mit göttlicher Kraft) schlagest? Welches ja alles nicht auf das Wort, sondern auf die Menschheit Christi geredt und gangen ist, wie ihm die Heiden gehorsam worden sind, und ihn anbeten, davon wir doch so viel herrlicher Propheceyungen in Propheten und Psalmen haben, und soll man doch niemand anbeten, dann allein GOtt, wie Christus selbst dem Teufel antwortet. Wen haben aber die Weisen, so gen Bethlehem gekommen, göttlich verehrt, bekannt und wahrhaftig angebetet, dann den Menschen, ein Kindlein JEsu; Ergo ist er GOtt, und dennoch ein wahrer Mensch, mit GOtt vereiniget, und in GOtt blieben, und bleibet ewig, gleichwie das wort Fleisch worden und Knechts-Gestalt an sich genommen, darum aber nit vergangen, oder nimmer das Wort gewesen, sondern für und für, das Wort in Christo, und bey dem Vater blieben, also auch die Menschheit, die mit GOtt vereiniget, nach Kreutz und Tod, mit herrlichem, ja göttlichem erobertem und ausgeführtem Sieg und Triumph, wider den höllischen Gewalt aufgenommen in die Höhe, GOTT gleich, und GOTT in aller Macht, Ehr und Gewalt göttlicher Majestät worden, und dannoch nit ausgelößt, noch vergangen, daß sie darum nit mehr wäre, sondern wie sie war in Geburt, Leben und Kreutz, also ist sie zuerst geboren, aus den Todten, verkläret und aufgenommen in die Herrlichkeit, und bleibet auch in der Regierung der Dreyeinigkeit GOttes ewiglich nach der Red Davids, der HErr hat gesagt zu meinem HErrn, setze dich zu meiner Rechten. Da leset den lieben D. Luther und die alten Lehrer, auch den lieben verbrannten heiligen Mann Hieronymum Savonarolam, der nicht lang vor Luther gewesen, was sie von der Rechten GOttes schreiben, da der HErr JEsus hingesetzt ist, nach seiner Menschheit, das Wort hat nicht dörfen dahin gesetzt werden, dann es ist die Rechte selbst und nie vom Vater gewichen, und sich dannoch mit dem Menschen vereiniget und Fleisch worden, und das ist doch eines Christen höchster Trost in allen Nöthen und wider die Anfechtung des ewigen Tods, daß sich GOtt herab gethan zum Menschen und Mensch worden, um des Menschen willen, und doch GOtt blieben, auf daß er den Menschen, durch Kreutz und Tod hinauf führte zu GOtt, GOtt wurde, und dennoch Mensch bliebe, daß also in einer Person die nicht getheilt soll und kan werden, zwo Naturen, GOtt und Mensch, ein Christus und GOttes Sohn, unser GOtt und HErr ist, in der Geburt, im Leiden, in der Auferstehung, Himmelfahrt, im Sitzen zu der Rechten GOttes, und in der Zukunft des jüngsten Tages, auch ewiglich, darum trotzen wir auch mit hohen und grossen Freuden, wider den Teufel und Tod, daß GOtt selbst im Menschen für uns gestritten, und uns erlöset hätte wie der heilige Apostel sagte, GOtt war in Christo, und versöhnet die Welt mit ihm selbst. Da hat GOtt eine grosse wunderbarliche Geheimnuß (vielen verborgen) ja wunderbarlich und heiliglich gehandelt, in der Geburt und Empfängnuß Christi, dero Anfang ist aus GOtt übernatürlich, rein, himmlisch, vom Hiel. Geist empfangen, und aus der hochbegnadeten Jungfrauen geboren, die ihr geheiligtes vom heiligen Geist gereinigtes Fleisch in heiligem Gehorsam, durch den Glauben dargeben hatte, darum der Prophet Esajas und der Evangelist Mattheus sagen, sie wird ihn Emanuel heissen, darum sie auch eine wahre Mutter GOttes genannt wird, und sie deßhalb billich alle Geschlecht selig sagen, daß der HErr ihr so grosse Ding gethan hat, wie sie zu Elisabeth sagte, daß sie den wahren Sohn GOttes sollte empfahen und gebähren, vor welchem auch der heilige Johannes sich im Leib Elisabeth umkehrte und ersprange, wie das Elisabeth bekannte. Wir aber mögen solches nit erlangen oder uns rühmen, dann unser Anfang ist aus Adam, natürlich, fleischlich, unrein und sündig, ohne den Heil. Geist empfangen und geboren, wie David hoch klagt, darum wir auch anderwerts müssen geboren werden, sollen wir selig werden, wie der HErr JEsus zu dem Nicodemo sagte, und der heilig Paulus recht sagte, der erste Adam ist von der Erden und irdisch, der ander aber (das ist Christus) ist der HErr vom Himmel. Deßhalb er auch billich, so ein herlichen Vortritt vor uns hat, recht und wahrhaftig, der wahre und eingeborne Sohn GOttes des Lebendigen, auch nach seiner Menschheit, und nicht ein Sohn Adams ist, und GOtt der Vater des ganzen Menschen, und Kindes JEsu Christi, rechter und wahrer Vater, dessen wir vom Vater im Himmel selbst, in der göttlichen Verklärung Christi auf dem Berg, und im Tauf Christi Zeugnuß haben, auch der Propheten und Aposteln, wir aber nur angenommene Gnaden-Kinder, und dasselbig allein durch ihn, in dem Geliebten sind wir geliebt worden, er ist unser Gnadenstul, und das Lamm das allein würdig war, das Buch mit den sieben Sieglen aufzuthun, und zu nehmen, Kraft, Preiß und Ehr, von dem alten der auf dem Stul sasse, und viel tausend mal tausend es anbeten, von solchem Lamm auch Johannes der Täufer sagte, dasselbig ist ja unser GOtt und HErr, und solle auch also von uns mit allen Englen, ja viel tausend mal tausend in grosser Zahl angebetet und göttlich verehrt werden, wie der Vater auf dem Stul selbst, wie der HErr JEsus im Evangelio Johannis sagt, auf daß sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Ja in Summa mit St. Petro bekennen, auf die Frag Christi zu seinen Jüngern, wer saget ihr, das ich sey, du bist Christus der Sohn des lebendigen GOttes, und Thoma (der die Menschenbein und Fleisch Christi angrif) mit grossem Glauben sagte: Du mein GOtt und mein HErr! Ist das alles nicht göttliche Ehr der Menschheit geben, und dannoch nicht verläugnet. Ach wie viel Sprüch und Zeugnuß der heiligen Schrift, wollte ich wol hieher bringen aus Mosen, aus den Propheten und den apostlen, vom HErren Christo und GOtt dem Vater selbst, auch Juden und Heiden, die den Menschen JEsum angebetet, und göttliche Hülf bey ihm gesucht und glaubt haben, wie es dann bey den vier Evangelisten und den Apostlen zufinden und offenbar ist, ja auch bey den alten Scribenten, samt den Martirern der Kirchen, und zu unsern Zeiten viel Exempel, deren so ihr Blut und Leben, um der Bekanntnuß Christi willen dargeben haben, deßgleichen bey unserm lieben Vater Martin Luther selig, der in so vielen Schriften und Psalmen, die er ausgelegt hat, und sonderlich in seinem schönen Confitemini so öffentlich und trostlich sagte, über das Wörtlein im sieben und zwanzigsten Vers, der HErr ist GOtt, der uns erleuchtet, wie David daselbst dem Aergernuß der Juden begegnete, und allen denen, so da greulet zu hören, daß ein Mensch rechter GOtt sey, sich der Abgötterey besorgen, und sagte frey mit deutschen Worten heraus, hie ist kein Gefahr der Abgötterey, der Mensch ist GOtt, und dannoch der verworffen Eckstein und sagte dabey, dieweil das kein Jud zweiflet, wo es nicht von einem Menschen geredt wäre, aber hie ist Glaubens-Zeit (sagt er) mit mehr dergleichen schönen Worten daselbst. Wie auch im Büchlein von JEsu Christo, den Artickel unsers Glaubens betreffend in seiner postil, und über den Psalmen, Dixit Domino meo &c. und vielen andern Oerteren seiner bücher, und sagte dannoch nit, daß darum die Menschheit aufgelößt und nimmer seye, und ist dannoch GOtt, so dann der gute Schwenkfeld, mit dem lieben Luther, solches auch redt, warum verdammet ihr ihn, ja Luther selbst und viel herrlicher alter gelehrter und frommer Männer (in den ersten und besten Büchern) mit ihm, leset doch mit guten Augen, was Johann Brenz geschrieben hat von der GOttheit des Menschen Christi, und zeihet ihr eben ihn, er verlaugne die wahre Menschheit Christi und verkehret ihm undfreundlich seine Worte, die ihr nit verstehet, oder verstehen wollet, gleichwie Christo dem HErren geschah, da er von dem Tempel seines Leibes redte, sagten sie, er wollte den Tempel zu Jerusalem brechen und wieder bauen. Deßglaichen der heilige Stephanus sagte, aus dem Propheten Esaia, welches sie auch selber wußten oder wüssen sollten, der HErr GOtt wohnet nit im Tempel mit Händen gemacht, sagten sie dieser Mensch höret nit auf Läster-Worte zu reden, wider die heilige Stadt. Also ist auch vielen heiligen zuvor und zu unsern Zeiten geschehen. Ist nit ein Wunder, ob es auch Schwenkfelden geschicht, der Knecht ist nicht grösser dann sein Herr. An euch ist es aber ein Wunder als Fürgesetzten der armen Menschen, die ihr mit der Kraft und Gewalt Christi solltet trösten wider den Teufel, so machet ihr euch der Sünd der Juden theilhaft, die den Eckstein des Baus verworfen, und sagten, er lästeret GOtt, daß er sich nicht allein Gewalts annahme, den Sabbath zu brechen, sonder sagte auch, er wäre GOttes Sohn, GOtt wäre sein Vater, und machte sich selbst GOtt gleich. Höret was hie die Juden über Christum klagen, daß er sich GOttes Sohn nenne, und sich GOtt gleich mache, luget lieben Herren! zörnet ihr jetzt nit auch um solches gegen Schwenkfelden und schuldiget ihn, der Lästerung Christi, so er mit Christo und ihm als seinem wahrhaftigen HErren nachsagt daß er GOttes Sohn sey, auch seiner heiligen Menschheit nach, von deren auch Christus redet, und ihr etwan Götter aus den sündigen Menschen machet, und wollet ihr dann Christo vom Heil. Geist empfangen, die Ehre nicht geben, und darum so öffentlich wider einen frommen Mann sagen, und ihn schuldigen, er verläugne die Menschheit Christi, so man doch das Widerspiel auch öffentlich in seinen Büchern findet, welche die Leuth noch lesen können, und auch ein ehrbar Urtheil bey ihnen haben. Wie wollet ihr vor denselbigen bestehen, ich schweiger vor GOtt, der alles weißt, und seine Auserwählten retten wird. Ach lieben Herren, bedenket euch und demüthiget euch vor GOtt, saget nit in euerem Herzen, daß ihr noch alles ergriffen habet, jaget ihm aber nach und bittet GOtt für solche Sünd, lasset sie euch leid seyn, und greifet die Sachen anders an. Wollet ihr wider Schwenkfeld handeln, ihr werdet sonst vor GOtt und den Leuthen zu schanden werden, und einen grossen Abfall selbst machen, und dennoch hat immer das Schaaf unten am Wasser, dem Wolff das Wasser oben betrübt, aber des Menschen Sohn wird Richter seyn, dem der Vater alles Gericht geben hat, der wird kommen und sitzen auf dem Stul seiner Herrlichkeit. Meinet ihr, daß schwenkfeld nit auch desselbigen Richters begehre, und mit David in so vielen Psalmen bete und ruf, O HErr führe du mein Sache aus, und richte du zwischen mir und meinen Feinden? Und der HErr JEsus sagt, der Vater wird die seinen rächen, retten und helfen, ob er schon ein Weil verziehet. Will also auf dißmal beschliessen, und euch bitten, solches mit Gedult von mir anzunehmen, dann ich es noch so gut mit euch allen gemeint. Weißt GOtt, ich habe mich auch solches schuldig befunden, vor GOtt und meinem Gewissen, und aus meines seligen Manns letzten Befelch, dann ich auch den Predig-Stul zu Straßburg hab helffen bauen, und zieren, da euer ein Theil noch Kinder gewesen sind, ein Theil noch nit gen Straßburg gedacht haben. Ich wollte noch nicht gern, daß er zu Trimmeren gieng. Ich bin ein alte Kirchen-Mutter von meiner Jugend auf, und haben mich im Pabstthum, und in voller Handlung des Evangelii, die frommen Gelehrten geliebt und ihr Zuflucht zu mir gehabt, wie auch (GOtt sey Lob) noch viel haben. Ihr sollet mich jetzt nicht also hassen und fliehen, darum daß ich euch nit alles billiche, daß euere Unerfahrenheit fürnimmt. Ihr sollet gedenken des Spruchs Salomons: Es ist dir besser die Streich des Freunds, dann die glatte Wort des Feinds. Damit behüte euch GOtt, der gebe euch allen alles in seiner Forcht und Liebe zu bedenken, und zu besseren zur Ehr Christi, und euerm Heil Amen. Datum Freytag nach der Weihnacht Anno 1556. Catharina Zellin, die alles gut meynet und gern gut sähe.