Nr. 507 (C. R. – 2527)
Wen Calvin mit dem Moricaud meint, der sich über Genfs Verhalten gegen die Verbannten beschwerte, ist nicht ersichtlich. Eine Genfer Gesandtschaft bereiste damals die Schweizer Städte, um sich gegen solche Anklagen zu rechtfertigen.
Die momentane Lage im Streit mit den Verbannten.
Hohe, sehr verehrte Herren, da ich hier einen zuverlässigen Boten gefunden habe, will ich nicht unterlassen, meine Pflicht zu tun. Wir sind durch Gottes Gnade heute Morgen wohlbehalten in Basel angekommen, ließen dann aber die Pferde für den ganzen Tag rasten. Unterdessen besuchte ich Herrn Alt-Bürgermeister Bernhard Meyer, dem ich Ihre Empfehlungen ausrichtete. Auf der Reise durch Payerne habe ich die Beschwerden Moricauds erfahren: nämlich, Sie hätte gezeigt, dass kein Grund zur Verurteilung der Verbannten vorgelegen habe, da Sie nun noch neue Erkundigungen eingezogen und in aller Heimlichkeit Aussagen von allerlei eingeschüchterten Leuten eingeholt hätten, dass Perrin, Vandel und ihre Anhänger Verschwörer seien; darauf hätten Sie dann einen neuen Prozess aufgebaut, um ihn in Baden vorlegen zu können. In Solothurn ging das Gerücht, man treffe große Vorbereitungen, gleich nach der Tagsatzung die Fürsprecher [in den Burgrechtsverhandlungen] zurückzurufen. Doch halte ich dies bloß für herum gebotenes Geschwätz, das die Verbannten ausgestreut haben, um sich Vertrauen zu erwecken. Die Genfer Gesandten waren bereits hier in Basel, und heute nach dem Essen kam ein Brief aus Zürich, aus dem ich erfuhr, dass sie auch dort schon gewesen sind. Morgen, so Gott will, brechen wir auf, um unsere Reise fortzusetzen.
Damit empfehle ich mich nun Ihnen, hohe, sehr verehrte Herren, und bitte den lieben Gott, er möge Sie allezeit in Gnaden erhalten, Sie durch seinen Geist in allem Guten leiten, damit Sie ihm treulich dienen, und Ihre Stadt möge er behüten.
Basel, Sonntag, den 30. August 1556.
Ihr ergebener Diener
Johannes Calvin.