Über die in Bern umgehenden Gerüchte von Genfs Verrat redete Calvin am 20. September im Genfer Rat, der sich dann in Bern rechtfertigte. Weggelassen sind unwichtige Nachrichten.
Vom Misstrauen Berns gegen Genf.
Die Angelegenheit, die mich neulich von meiner Reise heim trieb, durfte zwar nicht außer acht gelassen werden; hätte ich sie aber genau gekannt, so wäre sie mir doch so wichtig nicht gewesen, dass ich deswegen so plötzlich meine Reise unterbrochen hätte. Es gingen nämlich in Bern böse Gerüchte um, als ob unsere Genfer Obrigkeit irgendeinen geheimen Verrat plane zu Gunsten des Königs von Frankreich. Natürlich eitel Geschwätz, ohne allen vernünftigen Sinn, aber doch war es der Mühe wert, es rechtzeitig auf irgendeine geschickte Weise zu unterdrücken. Das hätte ich freilich auch durch einen Brief tun können, wäre ich recht unterrichtet gewesen, aber nun, da es eben anders gekommen ist, muss ichs ertragen. – –
Lebwohl, bester Bruder und Freund. Der Herr sei stets mit dir und lenke dich mit seinem Geist. Grüße die Brüder angelegentlich, besonders Jacques und Cordier.
[September 1546].
Dein Johannes Calvin.