Luther an Ewald von Brandenstein, Johann Grau, Pfarrer, und Johann Kunholt, Schosser zu Weimar.

31.10.1541

G. v. f. gestrenger, wirdiger, erar lieben hern, ich fug Euch zuwissen, dass ich vnd vnser pfarher alhie lengst von vnserem gt. hern erlangt, das seynen churf. g. vns der ehesachen entnehmen wolten, denn wyr des officialampts nicht konnten gewarten, wellichs also geschehen vnd ein neu eclesiasticum consistorium aufgericht, dohin wyr solche hader vnd sachen weysen. Das thu ich aber vnd mus es thun, wo ich yn geheim vnd sonderheit gefragt werde nach dem gewissen, da vrtheile ich nach der beicht vnd bericht. Ist nun dise sache ins recht komen, gewest oder noch kommen oder komen werde, so ist sie nicht mehr meins ampts oder beuelhs, denn ich kein rechtlich vrteyl sprechen wyl noch soll, so wenig ich auch die part vorhoren wyll. Denn wie gesagt, ich kanns nicht gewarten, habe myt den gewissen zuthun genug; hat mich nun dieser Cuntz betrogen vnd allein vmb das gewissen, als ich wol achten kann, gefragt, denn ich vorgessen vnd wol weys, dass meyne weyse ist, part- vnd rechtshendel von myr zueweisen, so het er gute straf vordint, vnd faret Ir fort dem recht nach, ich hab damyt nicht zuthun. Hymit got beuolhen. Eylents Montags nach Simonis vnd Jude 1541.

Mugt auch hinfort meyn vnd Ewerer zuuerschonen des Euch gewis halten, dass ich kein vnrechtlich vorhor noch vrteyl gewarten kan, heimlich gewissen mag ich ausser der vorhor vnd recht vnterrichten.

M. Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866