Blarer an Georg Vögeli, 11.12.1531

„Meines Wiederkommens halber weiß ich wohl eines Raths Gemüth und Willen. Warlich die groß treffelich unvermeidlich Noth läßt mich noch nicht hinweg; denn wir begehren eine volle satte Reformation in Lehr und Leben anzurichten, und auf heut hält man groß und klein Räthe allhie der Ordnung halber; die ist in etlichen Punkten etwas besser gestellt denn die unsere; hoff, es soll für sich gehen. Des gemeinen Schandhauses halber hab ich meines besten Vermögens öffentlich gepredigt und insonderheit vermahnt, daß mir nicht zweifelt, es werde abgeschafft, wiewohl sich der Teufel sehr strüßt und auflehnt und viel davon geredet wird. Jedoch hoff ich gänzlich, die Sach sei dermaßen angebrittlet, sie werde hindurchgehen sammt anderem christlichen Fürnehmen. Darum es die hohe Noth erfordert, daß ich jetzt keineswegs abscheide, denn es erst am rechten Treffen ist, und bittet mich alltag Jedermann, sonders die Gutherzigen, die gerne sähen, daß die Sach einen Bestand hätte, ich solle um kein Sach hinweg, sonst seie es Alles verloren und werde der Bau eines Walls wieder einfallen, wie ich denn selbst am Besten urtheilen kann nach aller Gelegenheit. So weiß ich daneben, Gott sei ewiges Lob, daß bei euch diese Noth nicht ist; ihr seid wohl und genugsam versorget; Gott gebs wohl anzulegen.“