Friedrich der Weise an Gregor Pontanus, 10.10.1521

Von Gottes Gnaden Friedrich, Herzog zu Sachsen und Churfürst.

Instruction was der hochgelarte unser Rath und lieber getreuer Doct. Bruck auf den Credenzbrief von Unsertwegen an die Universität und Capitel zu Wittenberg werben soll.

Erstlich ihnen unsern gnädigen Gruß zu sagen.

Und folgends weiter erzählen, daß an uns gelangt, daß mancherlei zu Wittenberg soll vorgenommen werden, und sonderlich, daß die Augustiner in etlichen Tagen nicht Meß gehalten. Nun wüßten wir nicht, wie es mit diesem Vornehmen Gestalt hätt, und ob was daran sey oder nicht, besonders weil sie, die Universität und Capitel, uns nichts davon geschrieben oder anzeigung davon gesagt hätten, was wir doch allemahl, und noch geneigt, so viel an uns, das zu fördern helfen, so den heiligen christlichen Glauben zu Stärke gereichen mag. Unser Gemüth, Wille und Meinung wäre auch nicht, und soll ob Gott will unser lebenlang nicht seyn, uns anders denn ein christlicher Fürst zu halten und zu erzeigen, darum wir auch diese löbliche Universität und Stiftung aufgerichtet, damit viel gelahrter Leut allda sollten erzogen und erhalten werden, wie denn, Gott Lob, vor Augen.

Darum wäre unser Begehr, wenn etwas unziemliches vorgenommen wäre, oder vorgenommen würde, daß sie, als die so es verstünden, die Einsehung thun wollten, damit nichts vorgenommen, noch unterstanden würde, daraus Beschwerung erfolgen möchte, und wollest sie in den Reden, wie du weißt, bewegen so viel möglich, die Ding wohl zu bedenken, auf daß die Sachen auf gute Wege gericht, damit Zwiespaltigkeit, Aufruhr und andre Beschwerung verhütet werrde. Daran geschieht uns sonders Gefallen. Datum zu Lochau nach Sanct Dionysiitag, anno domini 1521.

Friedrich Herz. zu Sachs. u. Churf.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen 1
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1834