Luther an Lazarus Spengler

Gnad vnd friede yn Christo. Den abschied zu Augspurg, mein lieber herr vnd freund, welchen Ir m. Vito yn schriften angezeigt, hat mir mein gn. herr hertzog Ernst von Luneburg mundlich vnd schriftlich offenbart. Ich meyne je, das heist welt weisheit, da greife man zu, da vnser Christus von yhm verdampt dennoch so mächtig ist, daß er nicht allein wasser, sondern auch narren regenen lassen kann. Vnd wie solt oder kund es auch anders geraten, wo man wider gottis offentliche weisheit vbet, denn daß sie gott schenden vnd spotten mus, wie der 2 ps (psalm) singet. Aber damit kein ende, sie mussen das folgende verslein auch erfaren: loquetur ad eos in ira sua. Sie wollens also haben, fiat guod petitur. Wir sind entschuldigt vnd haben gnug gethan, sanguis eorum, sed super caput ipsorum.

Ich hab auch d. Wencelaw geschrieben für meinen guten alten mitbruder vnd klosterliing Er Martin Glaser, daß er bey Euch vnd andern wolt seine sache fordern. Bitte derhalben auch Ew. e. wollten yhn befolhen haben, denn ich weis nicht, wie es vmb yhn stehet, on daß er mir schreibet: er musse armuts halben das predigampt lassen, welches ich je nicht gerne sehe. Der barmhertzig gott sterk vnd laite Euch durch seinen geist vnd hilf vns dort frolich zusamen. Amen. Aus Coberg am ersten Octobris 1539.

Martinus Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Luther, Martin an Lazarus Spengler in Nürnberg, Juli 1530

Veste Coburg, 8. Juli 1530

Gnad und Friede in Christo. Ehrbar, günstige,r lieber Herr und Freund! Weil ihr begehrt zu wissen, ob mein Petschaft recht troffen sei, will ich euch mein erste Gedanken anzeigen zu guter Gesellschaft, die ich auf mein Petschaft wollt fassen, als ein Merkzeichen meiner Theologie. Das erst sollt ein Kreuz sein, schwarz im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte, damit ich mir selbs Erinnerung gäbe, daß der Glaube an den Gekreuzigten uns selig macht. Denn so man von Herzen gläubt, wird man gerecht. Obs nu wohl ein schwarz Kreuz ist, mortificiret, und soll auch wehe thun; noch läßt es das Herz in seiner Farbe, verderbt ddie Natur nicht, das ist, es tödtet nicht, sondern behält lebendig. Justus enim fide vivet, sed fide crucifixi (Der Gerechte wird durch den Glauben leben, aber durch den Glauben an den Gekreuzigten.). Solch Herz aber soll mitten in einer weißen Rosen stehen, anzuzeigen, daß der Glaube Freude, Trost und Friede gibt, und kurz in eine weiße fröhliche Rosen setzt, nicht wie die Welt Fried und Freude gibt, darum soll die Rose weiß und nicht roth sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose stehet im himmelfarben Felde, daß solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlischen Freude zukunftig; itzt wohl schon drinnen begriffen, und durch Hoffnung gefasset, aber noch nicht offenbar. Und in osolche Feld ein gulden Ring, daß solch Seligkeit im Himmel ewig währet, und kein Ende hat, und auch köstlich uber alle Freude und Güter, wie das Gold das höhest, köstlichst Erz ist. Christus unser lieber Herr sei mit eurem Geist bis in jenes Leben, Amen. Ex Eremo Grubok (Koburg von rückwärts gelesen. Eremos griech. Einöde) 8. Julii, MDXXX

Deutsch
Luther-Briefe
in Auswahl
von
J. Friz
Stadtpfarrer in Ulm
C.S. Amelangs Verlag
Leipzig

Luther, Martin – An Lazarus Spengler, v. 4. Februar 1525

Zuerst im Leipz. Supplement S. 87. Dann bei Walch XXI. S. 85. De W. II. 622.

Dem vorsichtigen und weisen Lazaro Spengeler, Syndico der Stadt Nürnberg, meinem günstigen Herrn und guten Freunde.

Gnad und Fried in C. Vorsichtiger, günstiger, lieber Herr und Freund! Aus eurem Schreiben, nächst an mich gethan, habe ich Freud und Unlust empfangen: Freude an dem, daß Christus so wacker bei euch ist und auf die Wölfe siehet; Unlust, daß der Verfall so ferne schon kommen ist durch des Teufels Boten, daß solche Artikel unter christlichem Namen in Zweifel und Verläugung gehalten werden. Denn wiewohl ich allezeit den Altstädtischen Geist verdacht habe, er werde doch hinaus louden, meinet ich doch nicht, daß schon sollte geschehen sein. Aber gut ists, daß solche Gräuel an Tag komme, damit solcher Geister Bosheit und Vornehmen bekannt und zu Schanden werde. Daß ihr aber nachfragt, wie sie sollten zu strafen sein, acht ichs auch noch nicht für blasphemos, sondern halte sie wie die Türken oder verlenkte Christen, welche nicht hat zu strafen weltliche Obrigkeit, sonderliich am Leibe: wo sie aber die weltliche Obrigkeit nicht wollten bekennen und gehorchen, da ist alles verwirkt, was sie sind und haben; denn da ist gewißlich Aufruhr und Mord im Herzen, da gebührt weltlicher Obrigkeit einzusehen, darinnen sich eure Herren ohn Zweifel wohl wissen zu halten. Bittet Gott für mich, dessen Gnade sei mit euch allen, Amen. Zu Wittenberg, am Sonnabend nach Purificationis, 1525.

Martinus Luther.

Quelle:
Dr. Martin Luther’s vermischte deutsche Schriften Nach den ältesten Ausgaben kritisch und historischc bearbeitet von Dr. Johann Konrad Irmischer Deutsche Briefe. Erster Band. Frankfurt a. M. und Erlangen, Verlag von Heyder & Zimmer. 1853

Luther, Martin – An Lazarus Spengler, Stadtschreiber zu Nürnberg (1520)

v. 17. November 1520

Dem fursichtigen und weisen Lazaro Spengler, der Stadt Nürnberg Schreiber rc. rc., meinem besondern Herrn und Freunde.

Jesus

Meinen Dienst rc. Ehrbar und Weiser, mein lieber Herr und Freund. Euer Schreiben und großen Muth in christlicher wahrheit hab ich mit sondern Freuden gelesen: Gott stärk euch und uns allesampt mit seiner Gnaden. Dank euch auch fleißig euer großen freundlichen Sorgen, so ihr von meinen und aller Wittemberger tragt. Ihr sollts aber gewißlich glauben, Daß. D. Carlstadt und Philipps aufs Beste eins sein; wiewohl weilangs einer auf ander Weise in der Schulen etwas sagt, denn der andere, daraus solche Rede vielleicht erwachsen sein. Aber Magister Philippus ist von Gottes Gnaden so geschickt, daß er mit ihm keinen Gang haben wird. So ist mirs nie in meinen Sinn kommen, Verdruß oder Unlust wider Erasmum zu haben. Es hat mir wohl gefallen, daß er von mir will ungenennt sein. Hab ihm auch drauf geschrieben und verheißen, sein nicht mehr also zu gedenken, noch keiner andern guten Freund, dieweil es sie beschweret. Es haben die Leute wohl solchs dings von mir zu richten und zu schreiben: drum wollt euch ihre Red nicht lassen anfechten. Erasmus und ich, wills Gott, wollen wohl eins bleiben. Das ist wohl wahr, daß ich mit Philippo in geheim zuweilen disputire, wie nah oder weit Erasmus von dem Weg sei; das hat er auch und Jedermann von mir zu thun ungefährlich und freundlichen Gewalt. Ich will Niemand am ersten angreifen; mir ist genug, mich, so ich angegriffen werde, beschützen. Ich laß itzt meine Appellation verneuert drucken Lateinisch und Deutsch, wiewohl ichs nicht groß Noth hab geachtet: so gar öffentlich und unverschämt ist die Bulle in ihrem antichristischen Verdammniren. Wir wissen nicht, ob die Bischöfe erequiren werden. Wir haltens dafür, als sein sie uns nit rechtlicher Weis überantwortet. Hiemit befehl ich mich euch für Gott, Amen. Zu Wittenberg, im 1520. Jahr, am Sonnabend nach S. Martini.

D. Martinus Luther, Aug.

Quelle:
Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke. Drei und fünfzigster Band: Vierte abtheilung Vermische deutsche Schriften Erster Band. Frankfurt a.M. und Erlangen, Verlag von Heyder & Zimmer. 1853