Luther, Martin – An Justus Menius und Friederich Myconius.

Gnad und Friede in Christo. Ich billige es sehr, mein Jobst und Friederich, daß Ihr die wider die Anabaptisten verfertigte Schrift herausgeben wollet, so bald Ihr nur könnet. Da diese Leute nicht nur Gotteslästerer, sondern auch Aufrührer sind, so lasset dem Schwerdte wider sie ein volles Recht. Denn dieß ist der Wille Gottes, daß der sein Gericht finde, der sich der Obrigkeit widersetzet. Wir müssen also nicht mit mehr Glimpf über solche Leute ein Urtheil fällen, als Gott selbst und alle Heiligen. Dieß in Kürze bey meinen sehr vielen Geschäften. Uebrigens betet für uns, gleich wie wir für Euch thun. Der Herr sey mit Euch. Amen. J. 1530.

Euer
Martin Luther.

Quelle: D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe.
Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt.
Erster Band.
Leipzig,
in Kommission bey Christian Friderich Wappler.
1784.

Luther, Martin – An Justus Menius

Wittenberg den 23. Mai 1528

Gnade und Friede zuvor! Lieber Herr Justus! Nur wenige Worte, da ich sehr beschäftigt bin. Ich werde nicht unterlassen, Euch gleich bei der ersten besten Gelegenheit aus jenem Morast voll reißender undankbarer Raubtiere zu befreien. So sehr verdrießt mich der Greuel dieser Stadt; ich weiß keine andern Worte dafür. Dennoch will ich nicht verzagen daran, daß Christus alsbald mit seinen Widersachern anders verfahren wird. Indessen duldet: denn ich dulde mit Euch, und Christus duldet mich uns allen; und betet für mich armes, schwaches Gefäß. Unser Fürst ist zurzeit zu beschäftigt, als daß sich an diesem Hofe etwas verhandeln oder erlangen ließe. Grüß das Ergötzen Eures Lebens, Euer Weib und Eure Kinder, mit denen ich Euch Christo empfehle!

Wittenberg am Sonnabend nach Himmelfahrt 1528

Euer Martinus Luther

Martin Luthers Briefe
In Auswahl herausgegeben von Reinhard Buchwald
Zweiter Band
Leipzig,
im Inselverlag
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