Christian von Dänemark an Katharina Luther

Antwort Doctor Martinn Luthers Widtwenn gebenn vnnd werden jr funffzehen Roßnobel vberschickt. Actum Drottningburgk den Achten Februarij. Anno 1552

Christiann etc. Vnnsern gnedigstenn grues zuuorn. Tugentsame liebe besondere. Wir habenn euer schreibenn, darin Ir vnns vmb hulff zu euerm vnderhaldt ersuecht, gnedigst empfangen vnnd vornhnomen, hörenn euer obligenn dermassen vngernn. Vnnd schicken euch demnach aus gnedigster Neygung zu steuer euer haußhaltung bej zeigernn dem Bothenn Scherff funffzehenn Roßennobell, machenn funfftzig thaler, die Ir zu gefallen anzunhemen vnnd vonn dem Bottenn zu empfangen haben werdett. Vnn seind euch mit gnadenn geneigt. Datum.

Quelle:
Analecta Lutherana
Briefe und Actenstücke zur Geschichte Luthers
Herausgegeben von D. Theodor Kolde
Gotha.
Friedrich Andreas Perthes.
1883.

Christian von Dänemark an Katharina Luther.

An doctor luders witwenn. Kon Mtt. vberschicken Ihr funfftzig thaler. Datum Coldingen denn 29. Decembris Anno 1546.

Christiann etc. Vnnsern gnedigsten gruß zuuorn. Erbare vnnd vil tugenntsame liebe besonder. Nachdem wir berichtt, das Ihr Inn ytzigenn gefarlichenn zeitten nebenn anndern auß Wittenberk nach Magdeburg gewichenn, habenn wir nichtt vnnderlassenn wollen ann euch zu schreibenn, Euch vnnsern gnedigstenn willenn vnnd neigung zuuormeldenn. Vnnd als Ihr dermassennn, Euer haushaltung vorannderen vnnd euch ann frembdenn Orten erhaldenn mussett, das wir danne ein besunder mittleidenn, Schicken wir euch bej kegennwertigem bothenn dem altenn Schlesier zu ewer haushaltunge funfftzig thaler, die wollett zu gefallenn annemenn vnnd vnnser gnedigste neigunge daraus vormerkenn. Wir wollen auch Iderzeitt euer gnediger herr sein vnnd vns Jegenn euch zuerzeigenn wissenn. Woltenn euch solchs gnedigst nichst vorhalten, vnnd seindt euch mitt gnadenn vnnd allem gutenn geneigtt. Daum vt supra.

Quelle:
Analecta Lutherana
Briefe und Actenstücke zur Geschichte Luthers
Herausgegeben von D. Theodor Kolde
Gotha.
Friedrich Andreas Perthes.
1883.

Martin Luther an Katharina Luther 14.2.1546

Letzter Brief

Meiner freundlichen, lieben Hausfrauen, Katherin Lutherin von Bora zu Wittenberg zu Händen.

Gnade und Friede im Herrn. Liebe Käthe! Wir hoffen diese Woche wieder heim zu kommen, ob Gott will. Gott hat große Gnade hier erzeigt; denn die Herrn durch ihre Räthe fast Alles vergliechen haben, bis auf zwei Artikel oder drei, unter welchen ist, daß die zwei Brüder Graf Gebhard und Graf Albrecht wiederum Brüder werden, welches ich heute soll vornehmen, und will sie zu mir zu Gast bitten, daß sie auch mit einander reden; denn sie bis daher stumm gewest und mit Schriften sich hart verbittert haben. Sonst sind die jungen Herren fröhlich, fahren zusammen mit den Narren-Glocklin auf Schlitten, und die Fräulein auch, und bringen einander Mumschenz1) und sind guter Ding, auch Graf Gebhards Sohn. Also muß man greifen, daß Gott ist exauditor precum2).

Ich schicke dir Forellen, so mir die Gräfin Albrichts geschenkt hat: die ist von Herzen froh der Einigkeit. Deine Söhnchen sind noch zu Mansfeld. Jacob Luther will sie wohl versorgen. Wir haben hier zu essen und trinken als die Herrn, und man wartet unser gar schön, und allzu schön, daß wir euer wohl vergessen möchten zu Wittenberg.

Aber D. Jonas Bein wäre schier quad3) worden, so hat’s Löcher gewonnen auf dem Schienbein; aber Gott wird auch helfen.

Solches alles magst du M. Philipps anzeigen, D. Pomer und D. Cruziger. Hier ist das Gericht herkommen, daß D. Martinus sei weggeführt, wie man zu Leipzig und zu Magdeburg redet. Solch’s erdichten die Naseweisen, deine Landsleute. Etliche sagen, der Kaiser sei dreißig Meil Wegs von hinnen bei Soest in Westphalen; Etliche, daß der Franzose Knechte annehme, der Landgraf auch. Aber laß sagen und singen: wir wollen warten, was Gott thuen wird. Hiemit Gott befohlen.

Zu Eisleben am Sonntag Valentini, 1546.

M. Luther D.
1) Mummenschanz
2) Erhörer der Gebete
3) schlimm

Luther, Martin – Brief an seine Frau. 1546

1)

Gnad und Fried in Christo. Allerheiligste Frau Doctorin, wir bedanken uns gar freundlich für Eure große Sorge, dafür Ihr nicht schlafen könnet; denn seit der Zeit Ihr für uns gesorget habt, wollt uns das Feuer verzehrt haben in unserer Herberg, hart vor meiner Stubenthür, und gestern, ohn Zweifel aus Kraft Eurer Sorge, hat uns schier ein Stein auf den Kopf gefallen und zerquetscht wie in einer Mausfallen. Denn es in unserm Gemach wohl zween Tage über unsern kopf rieselt Kalch und Leimen, bis wir Leute dazu nahmen, die den Stein anrührten mit zwey Fingern; da fiel er herab so groß als ein lang Eisen, und einer großen Hand breit, der hatte im Sinn, Eurer heiligen Sorge zu danken, wo die lieben heiligen Engel nicht gehütet hätten. Ich sorge, wo Du nicht aufhörest zu sorgen, es möchte uns zuletzt die Erde verschlingen und alle Element verfolgen! Lehrest Du also den Katechismum 2) und den Glauben? Bete Du, und laß Gott sorgen. Es heißt: wirf dein Anliegen auf den Herrn, der sorget für dich. Ps. 55, und an viel mehr Orten.

Wir sind Gottlob frisch und gesund, ohne daß uns die Sachen Unlust machen, und Doctor Jonas wollte gern einen bösen Schenkel haben, daß er sich an eine Laden ohngefähr gestossen; so groß ist der Neid in den Leuten, daß er mir nicht wollte gönnen allein einen bösen Schenkel zu haben. Hiermit Gott befohlen. Wir wollten nun fort gerne los seyn, und heimfahren, wenns Gott wollte, Amen, Amen, Amen. Am tag Scholastica 1546 (d. 10. Februar)

1) von Eisleben, wohin er zur Beilegung einiger Streitigkeiten zwischen den Grafen von Mansfeld gereiset war, wo er auch (in seiner Geburtsstadt) den 18. Febr. starb
2) Luther schrieb Kattegisseman, wie seine Frau zu schreiben pflegte
Quelle:
Reliquien alter Zeiten, Sitten und Meinungen Vierter Theil, enthaltend Denkwürdigkeiten aus der Geschichte der Reformation Herausgegeben von Johann Georg Müller Leipzig, bei Johann Friedrich Hartknoch 1806

Luther, Martin – An seine Frau, aus Eisleben vom 7. Februar 1546.

Weitere Nachrichten und Klagen.

Meiner lieben Hausfrauen Katherin Lutherin, Doctorin, Selbsmartyrin[i] zu Wittenberg, meiner gnädigen Frauen zu Handen und Fußen.

Gnad und Fried im Herrn. Liese, du liebe Kethe, den Johannem und den kleinen Catechismum, davon du zu dem Mal sagetest: Es ist doch alles in dem Buch von mir gesagt. Denn du willt sorgen für deinen Gott, gerade als wäre er nicht allmächtig, der da konnte zehen Doctor Martinus schaffen, wo der alte einige alte ersoffe in der Saal oder im Ofenloch oder auf Wolfes Vogelheerd. Laß mich in Frieden mit deiner Sorge, ich hab einen bessern Sorger, denn du und alle Engel sind. Der liegt in der Krippen und hänget an einer Jungfrauen Zitzen; aber sitzet gleichwohl zur rechten Hand Gottes des allmächtigen Vaters. Darum sey in Frieden, Amen.

Ich denke, daß die Hölle und ganze Welt musse itzt ledig seyn von allen Teufeln, die vielleicht alle umb meinetwillen hie zu Eisleben zusammen kommen sind[ii], so fest und hart stehet die Sache. So sind auch hie Juden bei funfzig in einem Hause, wie ich dir zuvor geschrieben. Itzt sagt man, daß zu Rißdorf hart vor Eisleben gelegen, daselbst ich krank war im Einfahren, sollen aus- und einreiten und gehen bei vierhundert Juden. Graf Albrecht, der alle Grenze umb Eisleben her hat, der hat die Juden, so auf seinem Eigenthum ergriffen, Preiß gegeben. Noch will ihnen niemand nichts thun. Die Gräfin zu Mansfeld, Wittwe von Sollms, wird geachtet als der Juden Schützerin. Ich weiß nicht, obs wahr sey; aber ich hab mich heute lassen hören, wo mans merken wollte, was meine Meinung sey, groblich genug, wenns sonst helfen sollt. Betet, betet, betet und helft uns, daß wirs gut machen. Denn ich heute im Willen hatte, den Wagen zu schmieren in ira mea[iii]; aber der Jamer, so mir für fiel, meines Vaterlandes hat mich gehalten. Ich bin nu auch ein Jurist worden. Aber es wird ihnen nicht gedeihen. Es wäre besser, sie ließen mich einen Theologen bleiben. Kome ich unter sie, so ich leben soll, ich mocht ein Poltergeist werden, der ihren Stolz durch Gottes Gnade hemmen mochte.

Sie stellen sich, als wären sie Gott, davon mochten sie wohl und billig bei Zeit abtreten, ehe denn ihr Gottheit zur Teufelheit würde, wie Lucifer geschah, der auch im Himmel für Hoffart nicht bleiben kunnte. Wohlan, Gottes Wille geschehe! Du sollt M. Philipps diesen Brief lesen lassen: denn ich nicht Zeit hatte, ihm zu schreiben, damit du dich tresten kannst, daß ich dich gern lieb hätte, wenn ich konnte, wie du weißest, und er gegen seine Frauen vielleicht auch weiß, und alles wohl verstehet. Wir leben hie wohl, und der Rath schenkt mir zu iglicher Mahlzeit ein halb Stübigen Rheinfall, der ist sehr gut. Zuweilen trink ichs mit meinen Gesellen. So ist der Landwein hie gut, und naumburgisch Bier sehr gut, ohn daß mich dünkt, es machet mir die Brust voll Messmale mit seinem Pech. Der Teufel hat uns das Bier in aller Welt mit Pech verderbet, und bei euch den Wein mit Schwefel. Aber hie ist der Wein rein, ohn was des Landes Art giebt. Und wisse, daß alle Briefe, die du geschrieben hast, sind anher komen, und heute sind die komen, so du am nächsten Freytag geschrieben hast mit M. Philipps Briefen, damit du nicht zernest. Am Sonntag nach Dorotheens Tag, 1546.

Dein lieber Herr

M. Luther

 

[i] Das Wort ist undeutlich im Manuscript. Andere lesen es Stromackerin

[ii] Die Streithändel der Grafen, welche, wie Luther gegen Melanchthon klagt, durch die Juristen sogar bose geworden waren, daß er an ihrer Ausgleichung schier verzweifelt hätte

[iii] d, i. in meinem Zorn. Die Drohung Luthers, abzureisen, schlug durch und machte die harten Gemüther zur Einigung geneigt.

Luther, Martin – An seine Frau, aus Eisleben vom 6. Februar 1546.

Klage über die verdrießlichen Streitigkeiten unter den Grafen zu Mansfeld, die er schlichten sollte.

Der tiefgelehrten Frauen Katharin Lutherin, meiner gnädigen Hausfrauen zu Wittenberg.

Gnad und Fried. Liebe Käthe! Wir sitzen hie und lassen uns martern, und wären wohl gern davon; aber es kann noch nicht seyn, als mich dünkt, in acht Tagen. M. Philipps magst du sagen, daß er seine Postill corrigire; denn er hat nicht verstanden, warumb der Herr im Evangelio die Reichthumb Dornen nennt. Hie ist die Schule, da man solchs verstehen lernt. Aber mir grauet, daß allewege in der h. Schrift den Dornen das Feuer gedrauet wird, darumb ich desto großer Geduld habe, ob ich mit Gottes Hulfe mochte etwas Guts ausrichten. Deine Sohnechen sind noch zu Mansfeld. Sonst haben zu fressen und saufen gnug, und hätten gute Tage, wenn der verdrießliche Handel thät. Mich dunkt, der Teufel spotte unser, Gott woll ihn wieder spotten, Amen. Bittet fur uns. Der Bote eilete sehr. Am S. Dorotheentage, 1546.

Martinus Luther D.

Luther, Martin – An seine Frau, aus Eisleben vom 1. Februar 1546.

Nachricht über die glückliche Ankunft in Eisleben.

Meiner herzlieben Hausfrauen Katharin Lutherin Doctorin Zulsdorferin, Säumärkterin und was sie mehr seyn kann.

Gnade und Friede in Christo, und meine alte arme Liebe, und, wie ich weiß, unkräftige, zuvorn. Liebe Käthe! Ich bin ja schwach gewest auf dem Wege hart fur Eisleben, das war meine Schuld. Aber wenn du wärest da gewesen, so hättest du gesagt, es wäre der Juden oder ihres Gottes Schuld gewest. Denn wir mußten durch ein Dorf hart fur Eisleben[i], da viel Juden inne wohnten; vielleicht haben sie mich so hart angeblasen. Eo sind hie in der Stadt Eisleben itzt diese Stunde über 50 Juden wohnhaftig. Und wahr ists, da ich bey dem Dorf war, ging mir ein solch kalter Wind hinten in Wagen ein auf meinen Kopf durchs Baret, als wollt mirs das Hirn zu Eis machen.

Solchs mag mm zum Schwindel etwas haben geholfen; aber itzt bin ich Gott Lob wohl geschickt, ausgenommen, daß die schonen Frauen mich so hart anfechten, daß ich wider [weder] Sorge noch Furcht habe fur aller Unkeuschheit.

Wenn die Hauptsachen geschlichtet wären, so muß ich mich dranlegen die Juden zu vertreiben. Graf Albrecht ist ihnen feind, und hat sie schon Preis gegeben, aber niemand thut ihn noch nicht. Wills Gott, ich will auf der Kanzel Graf Albrecht helfen und sie auch Preis geben[ii].

Ich trinke Neunburgisch Bier fast des Schmacks, den du von Mansfeld mir etwa hast gelobet. Es gefällt mir wohl, macht mir auch des Morgens wohl drey Stuelen in dreyen Stunden.

Deine Sohnichen sind von Mansfeld gefahren ehegestern, weil sie Hans von Jena so demüthiglich gebeten hatte; weiß nicht, was sie da machen. Wenns kalt wäre, so mochten sie helfen frieren. Nun es warm ist, konnten sie wohl was anders thun oder leiden, wie es ihnen gefället. Hiemit Gott befohlen samt allem Hause, und grüße alle Tischgesellen, Virgilia Purificationis, 1546.

M. L. Dein alten Liebchen.

 

[i] Rießdorf

[ii] „Denn ich um des gekreuzigten Jüdens willen, den mir niemand nehmen soll, euch Juden allen gerne das Beste thun wollte, ausgenommen, daß ihr meiner Gunst nicht zu eurer Verstockung gebrauchen sollt,“ schrieb Luther einst an einen Juden, der sich mit der Bitte um Fürsprache bei dem Kurfürsten an ihn wendete, sagte dabei auch: „Mein Herz ja gewesen ist und noch, daß man die Juden sollt freundlich halten, der Meinung, ob sie Gott dermaleins wollt gnädiglich ansehen und zu ihrem Messia bringen, und nicht der Meinung, daß sie sollten durch meine Gunst und Forderung in ihrem Irrthum gestärkt und ärger werden,“ Später schrieb er sehr heftig wider ihre Lügen und Lästerungen.

Luther, Martin – An seine Frau, aus Halle vom 25. Januar 1546.

Von der letzten Reise.

Meiner freundlichen lieben Käthen Lutherin zu Wittenberg zu Handen rc.

Gnad und Friede im Heim, Liebe Käthe! Wir sind heute umb acht Uhr zu Halle ankommen, aber nach Eisleben nicht gefahren; denn es begegnete uns eine große Wiedertäuferin mit Wasserwogen und großen Eisschollen, die das Land bedeckete, die drauete uns mit der Wiedertaufe. So konnten wir auch nicht wieder zurück kommen von wegen der Mulda, mußten also zu Halle zwischen den Wassern stille liegen. Nicht daß uns darnach durstete zu trinken, sondern nahmen gut torgisch Bier und guten rheinischen Wein dafür, damit labeten und trösteten wir uns dieweil, ob die Saale wollte wieder auszürnen. Dann weil die Leute und Fuhrmeister, auch wir selbst zaghaftig waren, haben wir uns nicht wollen in das Wasser begeben, und Gott versuchen; denn der Teufel ist uns gram, und wohnet im Wasser, und ist besser verwahret denn beklaget, und ist ohne Noth, daß wir dem Papst sampt seinen Schupen eine Narrenfreude machen sollten. Ich hätte nicht gemeinet, daß die Saale eine solche Sodt machen könnte, daß sie über Steinwege und alles so rumpeln sollte. Itzo nicht mehr, denn betet für uns und seyd fromm. Ich halte, wärest du hie gewesen, so hättest du uns auch also zu thun gerathen, so hätten wir deinem Rathe auch einmal gefolget. Hiermit Gott befohlen, Amen. Zu Halle am St. Paulus Bekehrungstage, Anno 1546.

Martinus Luther, D.

Luther, Martin – An seine Frau, wahrscheinlich vom 28. Juli 1545 aus Leipzig.

Luther ist im Jahre vor seinem Tode im Unmuth über Wittenberg von da weggegangen war. Von dieser Reise ist der gegenwärtige Brief geschrieben.

G. u. F. Liebe Käthe, wie unser Reise ist gangen, wird dir Hans alles wohl sagen; wiewohl ich noch nicht gewiß bin, ob er bey mir bleiben solle, so werdens doch D. Caspar Creuciger und Ferdinandus wohl sagen[i].

Ernst von Schönfeld[ii] hat uns zu Lobnitz schon gehalten, noch viel schoner Heinz Scherte zu Leipzig[iii]. Ich wollts gerne so machen, daß ich nicht durft wieder gen Wittenberg komen. Mein Herz ist erkaltet, daß ich nicht gern mehr da bin, wollt auch, daß du verkauftest Garten und Hufe, Haus und Hof; so wollt ich M. G. H. das große Haus wieder schenken, und wäre dein Bestes, daß du dich gen Zulsdorf setzest, weil ich noch lebe, und kunnte dir mit dem Solde wohl helfen, das Gutlin zu bessern, denn ich hoffe, M. G, H. soll mir den Sold folgen lassen, zum wenigsten ein Jahr meines letzten Lebens. Nach meinem Tode werden dich die vier Element zu Wittemberg doch nicht wohl leiden, darumb wäre es besser bei meinem Leben gethan, was denn zu thuen seyn will. Vielleicht wird Wittemberg, wie sichs anläßt, mit seinem Regiment nicht S. Veits Tanz, noch S. Johannis Tanz, sondern den Bettler-Tanz oder Belzebubs Tanz kriegen; wie sie angefangen, die Frauen und Jungfrauen zu bloßen hinten und vornen, und niemand ist, der da strafe oder wehre, und wird Gottes Wort dazu gespottet. Nur weg und aus diesem Sodoma. Ist Lecks Bachscheiße, unser ander Rosina und Deceptor noch nicht eingesetzt, so hilf, was du kannst, daß der Bosewicht sich bescheißen musse. Ich habe auf dem Lande mehr gehort, denn ich zu Wittemberg erfahre, darumb ich der Stadt mude bin, und nicht wieder komen will, da mir Gott zu helfe. Uebermorgen werde ich gen Merseburg fahren, denn Furst George hat mich sehr darumb lassen bitten[iv]. Will also umbherschweifen, und ehe das Bettelbrod essen, ehe ich mein arm alte letzte Tage mit dem unordigen Wesen zu Wittemberg martern und verunrugigen will, mit Verlust meiner sauren theuren Erbeit. Magst solches (wo du willt) D. Pomer und Mag. Philipps wissen lassen, und ob D. Pomer wollt hiemit Wittemberg von meinenwegen gesegnen; denn ich kann des Zorns und Unlusts nicht länger leiden. Hiemit Gott befohlen, Amen. Dienstag Knoblochstag[v], 1545.

Martinus Luther.

 

[i] Dr. Caspar Cruciger, Luthers College, ist hinlänglich bekannt; wer die andern Reisegefährten gewesen, wissen wir nicht. Hans konnte vielleicht sein ältester Sohn sein.

[ii] Das Dorf Löbnitz, wo Ernst von Schönfeld seinen Sitz hatte, lag zwischen Düben und Leipzig.

[iii] Heinrich Scherl, ein angesehener Kaufmann in Leipzig, der sich erbot, Dr. Pfeffingern, wenn man ihn zum Pfarrer in Leipzig mache, jährlich 25 Gulden zu geben

[iv] Dieß geschah auch und am 2, August vollzog Luther die Ordination des frommen Herzogs zum Bischof von Merseburg.

[v] Ist kein eigentlicher Kalendertag, sondern wahrscheinlich irgend eine locale Benennung, Das Datum steht anderweit fest

Luther, Martin – aus Wittenberg vom 18. September 1541.

Katharina war jedenfalls „in ihrem neuen Reiche“, in Zülsdorf.
Meiner lieben Hausfrauen Käthe Ludern  von Bora zu Handen. G. u. F. Liebe Käthe! Ich lasse hiemit Urban zu dir laufen, auf daß du nicht erschrecken sollt, ob ein Geschrey von Turken zu dir komen würde. Und mich wundert, daß du so gar nichts her schreibest oder entbeutest, so du wohl weißt, daß wir hie nicht ohne Sorge sind für euch, weil Meinz, Heinz  und viel vom Adel in Meissen uns sehr feind sind. Verkaufe und bestelle, was du kannst, und kome heim. Denn als michs anstehet, so wills Dreck regen, und unsere Sünde will Gott heimsuchen durch seines Zorns Ruthen. Hiemit Gott befohlen, Amen. Sonntags nach Lamperti, 1541.
M. LutheR