Spalatin, Georg – An Conrad Gerhard

Möge Dir Gott die Gnade schenken, Dein Herz zu erkennen, das, wie Jeremias sagt, unerforschlich ist, damit Du einsehest, was wir aus uns sind, und so wahrhaft begehren könnest, daß man, wie Du schreibst, für Dich bete. Dann wirst Du nicht die Räthsel der Schrift sammeln und nicht die Ceremonien durch Stellen, wie jene: Die Kirche ist eine Säule und Grundfeste der Wahrheit, bestätigen wollen. Denn Gewissen, die wahrhaft bekümmert sind, suchen das gewisse Gottes Wort zu ihrer Befestigung, werfen nicht die deutlichen Stellen weg, um dunkle hervorzusuchen. Was willst Du in der Versuchung, was im Tode dem Satan antworten, wenn Du schon ohne Versuchung an dem zweifelst, worauf wir uns vor Gott stützen müssen? Du verstehst unter der allgemeinen Kirche blos die römische, die doch durch so viele schädliche Secten zerrissen ist, die darin nur mit den Ihrigen übereinstimmt, daß sie den Lehren der Teufel folgt, an der Ehe hindert, Enthaltung von Speisen fordert und andere Kirchen für ketzerisch hält wegen der Communion unter beiden Gestalten. Wahrlich, eine vortreffliche katholische Kirche, der wir billig mehr folgen als Christo selbst. Du glaubst, die Kirche sei die Säule der Wahrheit, als ob sie die Wahrheit stütze, und vergissest, was Du kurz zuvor sagtest: Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Wenn also Christus die Wahrheit ist und die Kirche die Wahrheit stützt, folgt da nicht nothwendig, daß Christus von der Kirche, und nicht die Kirche von Christus bewahrt werde?

Darum bitte ich Dich, laß Dein Vertrauen auf die Ceremonien aus Furcht zu sündigen, und gedenke, daß Du nicht ein Kirchler, sondern ein Christ heißest; Christus ist ja von Gott gemacht zur Weisheit.

Spalatin, Georg – An Hans von Doltzig

21. Juni 1528

Dem Ernuesten Gestrengen Hern Hansen von Doltzck etc. meinem besonder gunstigen Hernn.
Zu eigen handen.
Weymar.

Gottes Gnad vnd Frid durch Christum. Ernnester Gestrener besonder gunstiger Herr. E. g. schick ich hieneben eur bitt nach ir grosse Zceitung wider. mit aller danksagung. Daneben auch die Zceitung aus Antorff. Will ob Gott will eur Zceitung gin Antorff auch treulich schreiben,

Vnd bitt den dingen zu gut dem Antonio Bock zuschreiben. lauts meyner vorigen bitt … vnd an den nyderlendischen Zceitung. Dann wie ir zuachten es mochten vns sonst vil Zceitung verhalten werden. Sie weren denn euch vnd H. Jorgen von Minqwitz zukommen. Wiewol ich Ie hoff wo es bescheen ir hetteth mich auch domit versehen,

Gott gebe Ie Meintz vnd seinem Capitel auch den geist des frids. Dann thun sie anders so mochten sie mit Irem schaden lernen hinfur frid zulieben. frid wer noch der beste auf allen seyten. Wo man vor dem Fursten diser welt der von anbegynn wie Christus selbs sagt Johannis am achten ein morder vnd lugner ist, darzu kunt kummenn. Wir haben auch bisher treulich fur frid gebeten. Wellens auch mit Gottes hulff ferrer thun. Denn es geet vns Je all an. Lieber Gott wie muss es doch kummenn, das vnser Kriegssrustung in Nyderlanden so beschwerlich geacht wirt. Darumb darff es wol aufsehens.

Ists muglich, so bitt ich mit vleis mir zuuermelden, wie es doch ein gestadt hat mit doctor Otten Back, vnd ob das bundtnuß lauts aller entschuldigung erticht sey. Das bin ich zuuerdienen willig. Domit sey Gott mit euch allen ewiglich. Amen. Datum Sontags nach Vitj Anno domini 1528.

G. Spalatinus.

Zeitschrift für Kirchengeschichte
herausgegeben von
D. Theodor Brieger und Lic. Bernhard Bess.
XIX. Band
Gotha,
Friedrich Andreas Perthes
1899

Spalatin an Heinrich von Einsiedeln

Gottes Gnad und Frid in Christo, Ernuester, gestrenger, günstiger Her vnd Guatter. Euch thue ich hiemit freundlicher meynung zuwißenn, daß ich in sachen, die Ee bey euch belangend, nicht vnterlaßen hab, neben meinem geringen bedencken auch mit andern dauon zuhandeln, vnd befind allerley darinn. Weil aber fürnemlich das für eine Hinderung derselben Ee fürgewendet wirt, das Jorg Hoffler vnwitzig sein soll; so ist mit vleis zu betrachten, ob der Jorg Hoffler so gar vnwitzig sey oder nicht. Dann wenn er ein schlecht mensch wer, vnd nicht gar vorwitzig, auch one das sich eines weibs nicht massenn kunt, so besorg ich, diß hindernis mocht nicht gnugsam sein, die furgenommene Ee zuverweren. Es weren denn sonst auch andere Vrsach vorhanden. Darum wer nochmals zuraten, in den dingen nicht zu eylen, sondern sie allenthalben genugsam, auch an andern enden zuuerhoren laßenn. Damit nyemands aufgelegt moch werden, das man das Werck wolt verhindern, das gut vnd christlich sein solt. Dann euch zu dinen, bin ich willig. Domit wunsch ich euch vnd allen den euern alle christliche Wolfart. Datum Freytag nach Oculi Anno Domini 1527.

Georgius Spalatinus

Johann Erhard Kappen
Kleine Nachlese
Einiger, größten Theils noch ungedruckter,
Und sonderlich
zur Erläuterung
Der
Reformations-Geschichte
nützlicher Urkunden
Anderer Theil
Leipzig
Bey Joh. Friedrich Brauns, sel. Erben, 1727.

Spalatin an Luther

Meldet, dass der Churfürst das erbetene Geleit beanstandet.

Gottes gnad vnd frid in Christo zuuor erwirdiger herr doctor. Mein gnedigster herr der churfurst zu Sachsen etc. hat meinem nechsten schreiben nach Eur vntertenig vnd vleissig bite vmb das gleyt fur doctor Karlstat an seiner churf. g. rethe, so icz zu Torgau in tagleistung sind, zusambt meiner vntertenigen bitt vnd anczeige lassen gelangen. Darauf sie seinen churf. gnaden ir bedencken vnterteniglich vermeldt vnd sein c. g. mit befolen, Euch anzuzeigen, dass s. c. f. g. daczu etws beschwert sind, aus dem, dass s. c. f. g. mancherlei bedencken hetten, ob es gut were, dass der Karlstat gegen Wittenberg diser zceit kummen solt. Zu dem, dass sein c. f. g. sich gegen bebstischer vnd keyserlichen botschaften auch in ander wege allezeit hetten vernemen lassen, dass sie sich in ein sachen nye eingelassen, wie sie sich auch nochmals nicht dareyn liessen, dieselben zuuertreten. Solten nu s. c. g. sich mit der vergleitung Karlstats hiereyn begeben, so muste solchs durch offentliche seiner c. g. brief vnd sigel bescheen, welche sonder zweifel Karlstat an vil enden vnd gegen vil leuten anczeigen vnd furlegen wurde, das dann dem, so sein c. f. g. hieuor von sich hetten lauten lassen zu entgegen, mocht auch villeicht von etlichen, welche die vrsach der vergleytung nicht wusten, dafur geacht werden, als weren sein c. f. g. seiner meinung auch anhengig. So vermercken s. c. f. g. aus Eurm schreiben nicht, dass Ir selbs sonderlich wol zu der sachen trosten kunt. Derhalben ist hochgedachten meines gn. hernn gn. begeren, Ir wollet seiner c. f. g. vnd s. c. f. g. brudern meines gnedigen hern herzogen Johansen zu Sachsen in dem verschonen, vnd zweiuel nit, Ir werdet dem Karlstat solchs wol fuglich zuuermelden vnd abzuschlahen wissen, welchs ich Euch im besten Euch darnach zurichten, lenger keyns wegs hab wissen zuuerhalten. Hett Euch gern vil ehr solchs angezeigt, so ist der rete bedencken erst kummen, aus dem sich dise antwort bisher verczogen vnd will hiemit Euch in gottes gnad vnd schutz befolhen haben. Datum Montags nach Oculi Anno XVc XXV.
Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866

Spalatin an Friedrich den Weisen, Nov. 1521

Gnädigster Herr. Der Rector zu Wittenberg schreibt mir itzo unter andern, daß man bei ihnen nicht dürfe weiter um eine einträchtige Antwort der Messen halben suchen, angesehen daß sie der Sachen unter einander nicht einig seind.

Daß auch der mehrere Theil, als der heiligen Schrift unerfahren, sich in diese Sache nicht wollen einlassen, und die Sache den Theologen, und bevor dem Ausschuß, heimstellen.

Und daß E. Chf. Gn. das Capitel ihr Bedenken mit einer sonderlichen Schrift wird anzeigen. Denn sie haben sich mit einander nicht vergleichen mögen, wie vielleicht in langer Zeit nicht beschehen möge.

Aber es sey derer, so dem Ausschuß Zufall (Beifall) geben, Meinung, daß die Mißbräuche nicht eilend, sondern mit der Zeit und ohhne Aufruhr abgethan werden.

Er laß sich auch selbst bedenken, man muß ein zeitlich Einsehung in die Sach haben, damit nicht durch den Namen Gottes Worts mehr unschicklicher Freiheit denn christlicher Gottfurcht eingeführt werde.

Erbeut sich auch Empörung zu verwahren allen Fleiß zu haben. Das hab E. Chf. G. ich länger nicht wollen verhalten.

E. Chf. G.
untertäniger Diener
Spalatinus

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen 1
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1834

Spalatin an Friedrich zu Sachsen

Brief Spalatins an Kurfürst Friedrich zu Sachsen über die Stimmung zu Wittenberg nach Bekanntwerden der päpstlichen Bulle wider Luther.

Ende November 1520

Meinem Gnedigsten hern dem Churfürstenn zu Sachssen.

Gnedigster Herr. Gott lob ich find vil weniger cleynmütickeit zu Wittenberg dan ich besorgt.

Doctor Martinus kan nit wissen aus was vrsachenn der Vniuersiteth schreiben an E. C. G. erwachssen sey. Hett aber mogen leyden das es verbliben.

Die andern so vil ich Ir angeredt. stellen sich alle kecker vnd getroster dann das schreiben gelautt.

Wiewol ir warlich etlich mochten cleynlauter werden. so es an das treffen geen wurd.

Souil ich von vilen vermerkt ist das schreiben verursacht durch den aufbruch etlicher priester. der doch als magister philippus mich bericht fast wenig seint. von den etliche berayt sollen wider kommen sein. wie wol etlich sagen wellen als solten ob IIe sich von dannen gewendt haben. Dagegen hor ich das teglich Newe studenten kommen.

So hab ich gestern in magister philipps lection freglich bey V oder IV VIe auditores vnd in Doctor Martinus vnter vierhundert auditores wenig gefunden. vnd darunder vil dapherer feyner leut vnd gesellen, vnd den Schlicken itzo Rector vnd den Newen Canonicum zu Aldenburg Doctor Simon Steyn der in Theologia studirt.

Doctor Martinus vnd Doctor Carlstat befelen sich vffs vntertenigst E. C. G.

Desgleichen der probst vnd dechant.

Der probst erbeutt sich den brief so er E. C. G. hieuor geben abermals mit eynem sigel zubefesten. E. C. G. soll allein gnediglich ob im halten. das er von den von Erffurt betzalt werde, Er heldeth von der bullen nichts. Vnd sagt wiewol im gin Erffurdt zukomen geschriben so welle er es doch itzo vnterlassen, vnd zu Wittenberg bleiben. domit man nit durff sagen. er sey aus forcht vondannenn geschidenn.

Es gefallen mir die Newen bildnuß ser wol im kor zu Wittenberg.

Die pfarrkirchen vnd Closter werden Doctor Martinus schier vil zu cleyn zu seyner predig. Sein prior besorgt das folck werd im eynst das haus eindruckenn.

Gott sei gelobt in ewickeit. Es gefellt mir noch allenthalben wol zu Wittenberg. vnd es steckt noch vberal foll studentenn. die mit grossem vleis studirenn. Vnd hoff Gott werd sein werck weiter vnterhalten, vnd vor menschlicher bosheit mit mechtiger gewalt erretten.

Das hab E. C. G. ich vnterteniger meynung lenger nit wellen verhalten. E. C. G.

Vnterteniger Diener

Spalatinus

Aus dem Universitäts- und Gelehrtenleben
im Zeitalter der Reformation.
Theodor Muther
Erlangen,
Verlag von Andreas Deichert.
1866

Spalatin, Georg – An Hans von Doltzigk 1514

13. Januar 1514

Dem Gestrengen vesten Hansen von Dolczcken Rentnmeistern meinem gunstigen furdern.

Lieber Her Rentmaister besonder gunstiger forderer. Mir hat Bernhart von Hirsfelt etc. angetzaigt wie in dem nechstvergangen marckt zw Leyptzick soll Regal papyr zw meines Gnedigsten Herren Cronicken vnd etlichen andernn seyner C. G. wercken, zwampt den buchern so ich euch vertzaichent vbergeschickt erkaufft werden. Demnach ist an euch mein vleissig bitt mir zw ewr gelegenhait zwerkennen zwfugen ob solch papyr vnd bucher erkawfft seint. Vnd disser meiner bitt keyn verdrieß haben. Dann ich wolt gern damit meynes Gnedigsten Herren befel nach handeln. Dann euch neben meinem gebet freuntliche dinst zwerzcaigen bin ich alletzeit willig. Datum Suntags nach Erhardj Anno etc. xiiij.

Jorg Spalatin
Mgr.

Zeitschrift für Kirchengeschichte
herausgegeben von
D. Theodor Brieger und Lic. Bernhard Bess.
XIX. Band
Gotha,
Friedrich Andreas Perthes
1899