Ludwig Rabus – Schmähbrief an Katharina Zell, seine Pflegemutter.

Meine Glory, Ruhm und Trost in dem gecreutzigten Christo. Dein heidnisch, unchristlich, erstunken und erlogen Schreiben ist mir zukommen den 16. April, welches war der Charfreytag, da ich sonst mit PRedigen zimlich unruhig und beladen. Dieweil ich dann in selbigem giftigem, neidischem, erstunkenen und erlogenen Schreiben befunden, ob dich wol GOtt wunderbarlich heimsucht, dannoch keine Besserung an dir zu verhoffen, sondern du für und für in schröcklichen Irrthumen, falscher Zeugnuß, und teuflischen Ausgeben frommer Leute verstockter Weiß verharrest, so befehle ich dich dem gerechten GOttes Urtheil, und hab des kein Zweifel, er wird dir einmal deines Pharisäischen Stolzes wolverdiente Belohnung geben. Dein Schreiben, das nicht der Geist GOttes, welcher ein Geist der Wahrheit ist, sonder des Teufels Geist, so ein Lugner von Anfang gewesen, aus dir getrieben, will ich fleiißig aufheben zum Zeugnuß deines unverschamten Mauls, da du trotzlich darfst auf einen Diener Christi ungehört, unbefragt, aufs allerteuflischste zu schänden und zu schmähen, damit man doch sehen möge, die schönen Früchtlein, der selbst gewachsenen stinkenden Schwenkfelder, und dergleichen Ketzerischen Herzen und Gemüther, und sag (wwie dann ein unverschämt Maul Frefel thut) wie du zuvor im Anfang mich beschuldigest, ich hab meine Herren mit den dreyen Tagen bochen und fratzen wollen, wie dasselbig erstunken, erlogen und aus dem Teufel ohne Wahrheit geredt ist. Also liegest du unverschämt und ohne Ehr, in deinem andern Schreiben, auf mich durchaus. Ist für dich zu bitten, so verziehe es dir GOtt. Du hast aber in der Kirche zu Straßburg eine solche Unruh bald im Anfang, und mit deinem frommen Mann selber angefangen, daß ich gedenk GOttes Urtheil werd dich dermaleins treffen, und laß mich hinfür mit deinen Lügen- und Lästerschreiben zufrieden. Dunkt dich dieser Brief zu hart, so gedenk, man müsse dem Narren antworten, wie es sich gebührt. Den 19. April A. 1557. Ludwig Rabus, Doctor der Heil Schrift, und Superintendent der Kirchen zu Ulm, wider alle Zwinglische, Stenkfeldische, Widertäufische Geister. Darneben aber ein armer schlechter Diener des gecreutzigsten Christi und seiner armen Kirche.

 

Beyträge zur Erläuterung der Kirchen-Reformations-Geschichten des Schweitzerlandes
Johann Conrad Füßlin
Fünfter Theil
Zürich,
bey Heidegger und Comp.
1753