Luther, Jonas und Melanchthon an Kurfürst Johann von Sachsen.

8.11.1530

Durchleuchtigister, hochgeborner Furst und Herr. Euern churf. Gnaden sind unser unterthänige gehorsame Dienst allzeit mit Willen zuvor, gnädigster Herr! In der Visitation zu Grym haben wir von Ern Egidio Hofer ein gut Lehen genommen, aus Nothdurft dasselb in den gemeinen Kasten doselbs geslagen, und weil wir ihn der Lehr halb nicht ungeschickt befunden, haben wir ihn mit der Pfarr Seiferthain, do vorhin ein ganzer Papist gewest, dokegen vorsehen. Nu werden wir bericht, daß Eur. ch. Gnad uf vielfältig Ansuchen Andresen Pflugs, Ambtmanns zu Leipzk, vergunst, daß gedachter Hofer der Pfarr benommen und ein ander dohin geordnet, doch mit dieser gnädigen Vortrostung, daß gemeldter Hofer von Euern ch. Gnaden in ander Wege sollt vorsehen werden, wie er uns dann, Martin Luther, Just Jonam Probst, Doctores, und Philipp Melanchton jungst, als wir ufm Heimreisen von Augspurg zu Grym gewesen, mit Erzählung seiner großen Noth hochlich geklagt, auch hier inliegend Schrift E. ch. G. gnädigen Vortrostung itzt mit weiter Klag zugefertigt, bittend, ihm in seiner Noth behulflich zu sein. Weil wir aber itzt zur Zeit nichts wissen, domit er mocht wiederumb vorsehen werden, und doch dem armen Mann sambt den Seinen schwer sein wollt, also ganz unergötzt zu harren, sunderlich weil er seinem Anzeigen nach allbereit zu vorderblichen Schaden kommen, bitten derhalb E. ch. Gn. in Unterthänikeit, wolle des armen Mannes in seiner Noth mit Gnaden ingedenk sein, wo ein Lehen sich vorledigen wurden, denselben wiederumb vorsehen. Das wollen wir umb dieselb E. ch. G. zu vordienen in unterthänigem Gehorsam willig erfunden werden. Datum Wittemberg, Dienstag nach Leonardi Anno XV°XXX°.

E. ch. G. unterthänige gehorsame
Just Jonas, Rector und Probst,
Mart. Luther, Doctores, und
Philippus Melancton

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Achter Band.
Briefe vom Juni 1530 – April 1531
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1898

Melanchthon und andere an Catharina Luther, 4.5.1530

Der Ehrbaren tugendsamen Frau Catharina Lutherin, Doctorin, meiner besondern günstigen Freundin.

Gottes Gnad und alles guts! Ehrbare, tugendsame Frau Doctorin. Ich füge euch zu wissen, daß wir nun, Gott gebe Gnad, bis gen Augsburg kommen sind, und haben den Herrn Doctor zu Coburg gelassen, wie er ohn Zweifel euch geschrieben hat. Ich hoffe aber in kurz bei ihm zu seyn. Bitt euch, ihr wollet mir schreiben, wie es euch gehet, und wie sich der Hauptmann des Korns halber erzeiget habe. Womit ich euch dienen kann, will ich mit allem Fleiß, wie ich mich schuldig erkenne, solches thun und ausrichten. Beide Canzler grüßen euch, und wünschen alles Gute, Gott bewahr euch. Datum Augsburg, Mittwoch nach Walpurgis.

Herzog Georg von Sachsen soll morgen oder übermorgen herein kommen. Der Kaiser ist noch fern, kommt aber.

Philippus.

Liebe Gevatter. Auch wünschte ich euch, Hänschen Luther, und Magdalenchen und Muhme Lenen, viel seliger Zeit; Pusset mir in meinem Namen meinen liebsten Jungen.

I. Ionas.

Ich, Johann Agricola Eißleben, mein es auch gut, mein liebe Frau Doctorin.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen II
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1835

Jonas, Justus – An Johann von Dolzigk.

4. Jan. 1526

Gnad vnnd fryde Gottes, Gestrenger vnnd ernvehster gunstiger herr vnnd freundt, Ich bedanck mich gantz vleissig euerer vbergeschicktenn tractetlyn vnnd newer zeytung, habe dy selbigenn alle d Martino vnserm vater In Christo dem Pomerano vnnd d philippo geczeyget vnd wir wollens Jegen e gestr.((euer Gestrengen)) widerumb mytt allem vleis freuntlich gerne vordynenn, es gefelt mir sonderlich wohel an dem hern Johansen von Schwartzenburg, den ich zcu Wormbs erstlich gesehe, das er ein solich christlich mytleidenn aber vil mehr freudt treget, das dy zween prediger also von tyrannen gewurget, aber es muß also seyn, wohel den, welchen gott eyn freydigen muth, vnd starcken glauben gibt. das buchlin vom sacrament ist guth Carlstadsch vnnd philippus meint, es hab der altprediger zu Iehen((Martin Reinhard)) gemacht vnter eins andern nahmen, wy er dan fast gifftig ist. Pomeranus gedenckt, Zcwinglio, den zu Strasburg vnnd dem buchlyn in kortz zw anthwortenn, doch wolt Ir das buchlyn haben, so sol es e. gestr. vberschickt werdenn. dy prediger vnnd bruder zu Reutelingen haben itzund ein bothen hir, auch In der sacraments sachen, bittenn das der docter wider Zwingeln schreiben wolle, sagen wy dy lare, das der leib vnnd blut christi nytt do sey, wunder ser einreysse vnnd geschwinde lauff vnnd zunehme zu Zcurch In schweitz allen halben. philippuns vnnd ich haben gestern, den gantzen S. Hieronymum, fast alle ort außgesucht, wo er dor von geschriebenn. Sihe dy newen preopheten zcihenn der veter schrifft vor sich vnnd Ire meynung, vbergehen was wider sy ist, wiwohel Hieronymus vnfleissig dorvon geschribenn. Es hat wider Zwingel noch Ir keyner etwas gewisses, es seint noch alles dy dorren claren wortt sterker dan Ir denen vnnd streckenn, vnd Ire wildenn gesuchte eynfelle.. Man sagt es gehe In Ungern ein secte auff, das christus nytt gottes sohen ader gott sey (die wirdt volgenn) vnnd ist muglich es werden arrianische Zeiten drauß. Ich meyn das seint dy recht grewlich ferlich Zceiten. In letzten tagen wy paulus saget, Sihe, Ich habe es euch zuuor gesagt. Vnnd wan gleich der teufel, dorch gots verhengnis, wy er Ime dy welt zcu reich geeigent hatt, alles in ein hauffen kochte, so stehet dannoch der gottsgrund vnnd das sigel feste, gott kennet dy seynen. Ich schicke euch hir das buch vom freien willen D. Martini, newlich hab ich er Aschen v. klain((Soll wohl heißen Assa von Kram)) der das also hir befolen, auch bey einem eigen bothen eins vberschicket, das deutsch wirdt auch bald volgen, Ich bitt e. gestr. der eyns dem Cantzler d. Brucken von meyn wegen vberantworten lassen, euch freuntlich zu dynen bin ich gatnz gevlissen, vnnd willig. Geben mytwochs nach circumcisionis anno XXvj.

J. Jonas

Analecta Lutherana
Briefe und Actenstücke zur Geschichte Luthers
Herausgegeben von
D. Theodor Kolde
Gotha
Friedrich Andreas Perthes
1883

Jonas, Justus – An den Churfürsten Friedrich von Sachsen.

Wittenberg, 24. Aug. 1523.

Durchlauchtigster rc. Es darf keines Menschen oder keiner Creatur im Himmel oder auf Erden Urtheils, sondern wir sind’s je gewiß, Gott Lob, daß wir das lautere Wort Gottes und Evangelium haben, wie es der Herr Christus selbst geprediget, wie es Petrus und Paulus selbst geprediget und geschrieben haben, und sind je durch die Gezunge 1) hebräisch und griechisch, die Gott dazu eröffnet, wiederum zu klaren, einfaltigen, gewissen Verstand der Schrift kommen. Wem nun Gott gibt, das Wort rein zu hören, vielmehr wenn er es im Herzen erweckt, dem hat er wahrlich ein Großes gegeben. Denn es ist ein hoher theurer Schatz, dadurch Gott seine Erkenntniß, Geist und alle geistlichen Gaben und Verstand in die Herzen gibt. Darum so preiset Paulus dasselbe so groß und hoch im Eingang aller seiner Episteln, als 1. Cor. 1: „ich danke meinem Gott allezeit eurethalben, daß ihr seid durch ihn an allen Stücken reich gemacht an allerlei Wort und in allerlei Erkenntniß;“ und in Philippern auch am ersten: ich danke meinem Gott in alle eurem Gebet für euch, und thue das Gebet mit Freuden, daß ihr kommen seid in Gemeinschaft des Evangelii. Handelt nun würdiglich dem Evangelio, und lasset euch in keinem Weg erschrecken von den Widersachern. Ja schwer ists zugegangen allezeit in der Welt, die reine Lehre und das Evangelium aufzubringen, und wie wir öffentlich sehen am Apostel Paulo, daß er heftig wider falsche Lehre hat fechten müssen, ehe er das Evangelium in einem Volk hat aufbracht, also hat er nicht weniger kämpfen müssen, wenn es etwas aufbracht war, daß es falsche Lehrer nicht wieder unterdrückten. Denn unser Herr Gott und das Evangelium ist ein Gast in der Welt; der Teufel ist Wirth, Herr und Fürst der Welt, als ihn die Schrift nennet Joh. 12, 14. u. 16. und Ephes. rc. Das erscheinet auch daran wohl, daß sogar Gottes Sachen die Welt verachtet, und daß sein Regiment so stark in der Welt bei den Gottlosen gehet. Darum auch bald, wenn das Wort Gottes hervorgucket, brauchet der Satan seine Kraft, und alles, was hoch, klug, reich, gewaltig, fromm und nach Vernunft heilig ist, reizet er darwider, und fleißigt sich sonderlich, daß sein Anschlag einen Schein und Heiligkeit oder je eine schöne, hohe, seine Vernunft haben, also daß er aller Welt nicht ungleich ist, seine Anschläge und Tücke ohne den Geist Gottes zu merken oder verstehen; denn er verstellet sich oft zum Engel des Lichts 2. Cor. 11. Derhalben Röm. ult., da der Apostel von seiner, des Satans, höchsten Kunst, den Menschenlehren und Heiligkeiten gewarnet hat, und abermal angezogen, daß er sich freuet ihres Gehorsams und Zunehmens am Evangelium, wünschet er ihnen und saget: der Gott des Friedens zertrete den Satan unter eure Füße in Kurzem.

So denn das Evangelium einen solchen starken Widersacher hat in seinem Aufkommen, Mittel und Ende und eines großen göttlichen Verstandes bedarf, daß es eine kleine Zeit hervorblicket, so danken wir billig Gott über seiner unaussprechlichen Gabe alle, denen da widerfähret, das Evangelium lauter und rein zu hören. Denn Christus hat selbst gesagt, es wird die Zeit kommen, daß ihr werdet begehren zu sehen einen Tag des Menschensohnes, das ist das Evangelii, und werdet ihn nicht sehen. Wie nun der Apostel seine Lehre und das Evangelium als einen großen theuern Schatz allenthalben lobt, also warnt er auch aufs fleißigste, daß man sich je vor Aergerniß, sonderlich vor Aergerniß, das der Lehre stracks entgegen sei, hüten wolle: damit man die reiche Gottesgnade nicht umsonst empfahe, 2. Cor. 6 und Phil. 1 allein handelt nur würdiglich dem Evangelio.

Die Apostel vermahnen nichts so heftig, als das, daß man das Wort Gottes treibe, und dasselbige treulich lauter und rein stets predige, lehre, vermahne. Sie haben wohl gesehen als geistliche Leute, daß hier in des Teufels Reich dasselbe unser Schwert ist, Eph. 6. Also haben auch alle Propheten, als Jerem. 7 ein Exempel ist, von Vertrauen des äußerlichen Gottesdiensts aufs Wort Gottes und das Gesetz, das durch den Glauben erfüllet wird geweiset.

Ob auch gesagt würde, wir wären der kleinste Hauf der Christenheit, so hat doch dem Evangelio allezeit der kleinste Haufe angehangen, und wird auch wohl so zugehen bis zum Ende der Welt, und soll darum die göttliche Wahrheit nicht verachtet werden. Denn wenn man lange umgehet, so muß doch ein jeder in seinem Herzen inwendig durch den heil. Geist dessen gewiß werden, daß er sprechen könne, das ist Gottes Wort und Wahrheit und anders, wenn gleich Kaiser, Könige und alle Engel dawider wären. Sonst würd er in der Todesstunde, wenn er’s von dem Teufel erhalten soll, nicht bestehen. Also war Noah Genes. 6, 7, obwohl die ganze Welt wider ihn und seine Predigt war, und sein spottete, in seinem Herzen durch den Glauben gewiß, daß seine Predigt Gottes Wort wäre. Es muß vor der Vernunft klein und gering Ansehen haben, wodurch unser Herr Gott will was ausrichten. Welche mächtige große Werke hat Gott gethan durch den einigen Menschen Paulum! Welch groß unbegreiflich Werk bei der Vernunft hat er durch Mosen hinausgeführt!

Es ist nicht zu denken, daß man forthin zusehen wolle, bis daß die Höchsten und Größten in der Welt und der meiste Haufe diese Lehre annehme. Gottes Werke sind wunderlich, vielleicht steht es jetzt am höchsten. Alle Werke Gottes gehen gern also, wenn sie im Schwange gehen, so achtet ihrer niemand; wenn sie vorüber sind, so wird man ihrer erst gewahr. Ist das Wort das reine lautere Evangelium, wie es denn ist, so wird’s nicht also zunehmen, daß ihm der größte Haufe zufalle, sondern die ihm jetzo noch ernstlich anhangen, werden ihm noch ein Theil abfallen, wie Paulo widerfahren ist, 2. Tim. 1: Du weißest, daß sich von mir gewandt haben alle, die in Asia sind. Gott danke dem Hause Anesiphori, denn er hat mich oft erquicket, und hat sich meiner Ketten nicht geschämet. Und wird also (das Wort Gottes) zunehmen, wie es pfleget; nicht, daß es nach Vernunft in dieser Sache friedlicher werde, sondern daß die, so ihm anhangen, darum also mehr und mehr Verfolgung haben werden, eben wie Paulus Phil. 1 sagt: ich lasse euch wissen, das, wie es um mich stehet, das ist mir mehr zur Förderung des Evangelii gerathen, also daß meine Bande und Gefängniß ruchtbar worden sind in dem ganzen Rathhause und bei jedermann, und viel desto durstiger worden sind, das Wort zu reden ohne Scheu. Ja, also muß (das Wort) zunehmen, und daß (es) anders gehe, da sei Gott vor. Denn die Welt pflegt unsern Herr Gott mit seinem Evangelio nicht anders zu empfahen. Denn es wird doch endlich allen, die bei Gottes Wort halten wollen und das bekennen, nicht anders gehen, denn wie es den frommen Königen, Propheten und sonderlich David gegangen ist; Jetzund erschreckt ihn Gott aufs Aeußerste, jetzund warf er ihn darnieder, jetzund weckt er ihn wieder auf; daß Gott uns also lehre, wie gar überall nicht nach Vernunft, sondern im Glauben seine Sache und Wort will erhalten sein. Und also hat David im 117. Psalm seine Verlassenheit fein ausgedrückt.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’S Verlag.) 1862