Johannes Hass an Michael Arnolt

An Herrn Magistrum Michaelem Arnolt, jetzund zur Zittau.

Meine Herrn haben mir auferlegt, Ew. Würden zu erinnern der Rede, so ich zur Zeit mit Euch gehalten von wegen unsers Pfarrers (Franz Rupertus), welcher ihr noch sonder Zweifel eingedenk seyd. Nun ist gestern, Montags (Augusti 29.), zugefallen, dass er sich, ohne Wissen des Raths und über ihr mannichfaltig Bitten, im Stillen auf der Pfarr hat Annam, Simon Wolfs Tochter, träuen lassen, darum er doch zuvor vom Rath gebeten, solches nachzulassen und das Ende des Reichstags zu erwarten, das er doch alles verachtet, und also gestern vor die Aeltesten kommen und angezeiget, es wäre bei ihm also für gut angesehen, und hätte sich auch zuvor, und ehe der Stadtschreiber zu ihm gesandt und kommen, träuen lassen, wäre auch Willens, auf morgens, als auf heute, dem Rathe die Pfarr zu übergeben. Und dieweil dann Ein Rath vermerket, dass seine Bitte nicht statt gehabt, und der Pfarrer auf seinem Vornehmen verharret, hat ihm der Rath das Beilager verboren; darauf der Pfarrer auf heute (Augusti 30. die) kommen und die Pfarr resignirt, wiewol ich Bericht gebeten, ihm die Pfarr und das Predigtamt weiter zu vergönnen, des der Rath beschwert gewesen. Und dieweil denn die Sachen, wie ich mich je besorget, also zufallen, bitten meine Herrn und ich für meine Person freundlich, Ew. andacht wollen sich, auf Unkost, aufs eheste herab zu ihnen verfügen, helfen einrathen, wie man die Pfarr und den Predigtstuhl versorgen möchte, sich der Mühe nicht beschweren lassen und ja nicht aussenbleiben. Das wird Ein Rath – so erbiete ich michs auch für meine Person – freundlich und willig verdienen. Feria III. penultima Augusti (1530).

Johannes Hass

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von D. Christian Friedrich Illgen
Neue Folge. Sechster Band.
Leipzig, 1842
Verlag von L. H. Bösenberg