Frecht, Martin – Brief an seine Frau vom 24.8.1548

Gnad und Fried von Gott durch Christum Jesum , unsern einigen Heiland, samt eheliche Treu und alles Guts zuvoran, herzliebe Hausfrau Christina. Wiß, daß wir den ersten Tag ohnausgespannen bis gen Süßheim kommen, daselbst über Nacht blieben, und am andern Tag gen Kirchen an der Eck unsrem gnädigen Herrn Obersten Altensteig überantwortet, der uns ein groß Stuben und Kammer eingeben, mit Essen und Trinken, Gott sei Lob, wohlhält, mit 6 Hackenschützen uns verwahret, und sind also leider arme Gefangene. Haben aus Befehl des Obersten, unsers gnädigen Herrn, unser Anliegen schriftlich übergeben, ist uns aber noch keine Antwort worden, wie viel und oft wir anhalten; so ist unser gnädiger Herr, Graf Hans von Nassau hier gewesen, der mich gnädiglich gehört hat und getröst, er wolle unsre Sach treulich bei kaiserlicher Majestät anbringen, darauf wir auch hoffen müssen, wir hätten aber gemeint, unsre gnädigen Herrn zu Ulm hätten unsre Sache schon zu Ulm verricht, also daß unser in Eisen liegen und hieher gefänglich führen sollt unser Buß sein, und sollten wir einem ehrbaren Rath heimgestellt werden, das wir noch hoffen, Darum herzliebste Hausfrau, wöllst mit den andern lieben Weibern und Schwestern wiederumb unserthalben bei unsern gnädigen Herrn, den drei Bürgermeistern, anhalten und erfahren, ob unser gnädiger Herr, der Altensteig ein Befelch habe, mit uns zu handeln, und auf was Weis, wie auch unsre Herrn zu Ulm unserthalb ferner zu handeln Willens und Fürnehmens. Denn wir könnten sonst dieser Zeit niemand anrufen; so wird der gnädige Herr Altensteig auch hinweg, so mustert man die Knecht auch heut dato, vielleicht wird man sie morgens bezahlen und Urlaub geben. Alsdann möchten die Hispanier hieher kommen, alsdann möchten wir härter gehalten werden. Ich wollt gern, daß meins lieben Bruders Georgen Sach am ersten ausgerichtet, habe seinethalben supplicirt an unsern gnädigen Herrn Altensteig, auch unsern gnädigen Herrn, Graf Hansen von Nassau flehentlich gebeten, und viel gut Leut hier auch, aber ihr Gnad geantwort, sie müssens vor lassen an kaiserliche Majesätt gelangen. Alsdann wollen seine Gnaden die Sach fördern. Uns wird aber die Weil lang. Wenn wir nur gewiß wüßten, ob unser gnädige Herrn zu Ulm die Sach verricht hätten, daß wir ihnen wieder zugestellt werden, da sie entweder ein eigenen Boten hieher zu Herrn Altensteig oder gen Speyer zu Graf Hans von Nassau schckten. Du wöllest auch mein gnädigen Herrn Jörg Besserer, der Dich so wohl getröst, von meintwegen ansprechen, ihn und die Seinen fleißig bitten, uns zu erlösen: auch Veit Fingerlin, Stadtschreiber, und wen Du weißt, der zur Sach dienstlich, und wiß, in dieser Stund hat uns der Oberst erlaubt, ein eigen Boten hinaufzuschicken. Der ist der Schempp wird auch all Ding anzeigen, lugend nur, daß er bald gefertiget, oder an sein Statt ein Mezger hieher geschickt.. O daß der gemein Mann vor Rath auch für uns bäte! Ich habe etwa noch ein Gulden. Werden wir ledig, so müssen wir Geld haben. Was zu Nürnberg gehandlet und Straßburg, was man mit Gott und seinem Wort kann nachlassen und über das haben wir uns allweg erbotten: Wir hoffen, die Straf sei gnug, man lasse sich daran sättigen. Will man denn mit zwei Ruthen schlagen?

Dein lieber Hauswirt
Martin Frecht, kaiserischer Gefangener.

Quelle:
Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte Herausgegeben von dem K. Statistisch-Topographischen Buerau Jahrgang IV. 1881