Melanchthon, Philipp – An den Senat zu Hammelburg

14. Jan. 1543

Den Erbaren, weisen und frommen Herrn Bürgermeistern und Rath zu Hammelburg, meinen günstigen Herrn.

Gottes Gnad durch seinen eingebornen Sohn Jesum Christum unsern Heiland zuvor. Erbare, weise, fromme günstige Herren. Nachdem Ew. Weisheit an mich geschrieben, einen tüchtigen Mann zum Predigtamt zu eurer Kirchen anzuzeigen, als habe ich neben dem Ehrwürdigen Herrn Georgio Maior mit Zeigern dieser Schriften Magistro Friderico Bachofen von Leibtzig geredt, daß er sich zu Ew. W. verfügen wollt. Denn er nun etliche Jahre allhier zu Wittenberg im Diaconat treulich und redlich gedienet; so ist er sehr wohl gelehrt in göttlichen Schriften und andern ehrlichen Künsten und ist sehr sittig und friedlich, wie solches der ganzen Universität und Stadt allhie bewußt.

Es haben aber gleichwohl der ehrwürdige Herr Georgius Maior und ich nun entlich mit ihm beschlossen; so ist auch sein selbst Bedenken gewesen, daß er vorhin zu euch ziehen wolle, daß ihn Ew. Weisheit hören möchte, auch daß er eurer Kirchen Gelegenheit erkundet. Darum bitt ist, Ew. W. wolle sich als die Verständigen und die zu Erhaltung wahrer christlicher Lehre geneigt sind, gegen ihn freundlich erzeigen; denn E. W. werden befinden, daß er gelehrt, gottfürchtig und friedlich ist. Es wolle auch Ew. W. bedenken die große Fährlichkeit dieser rechten betrübten Zeit, darin sich wenig Leute Gottes Lob und rechten Gottesdienst zu pflanzen bemühen, und wollen Gottes Ehre und der armen verlassenen Christen Seligkeit deß fleißiger helfen fördern, wie der Herr Christus spricht: damit wird mein Vater im Himmel geehret, so ihr meine Jünger werdet, und viel Frucht bringet, das ist, so ihr rechte Lehr zu pflanzen und zu erhalten Fleiß thut. Und E. W. zu dienen bin ich willig. Witteberg, 14. Januarii 1543.

E. W.
willier
Philippus Melanthon

Corpus Reformatorum
Edidit
Carolus Gottlieb Bretschneider
Volumen V.
Halis Saxonum
Apud C. A. Schwetschke et Filium
1838