Luther an Kurfürst Johann von Sachsen

10.10.1531

G. u. F. in Christo. Durchleuchtigster, hochgeborner Furst, gnädigster Herr! Wiewohl es ohn Noth wäre, E. k. f. G. mit dieser Schrift zu bemühen, weil aber die armen Pfarrherr mich so fast bitten, und achten, ihre Supplication solle dadurch bei E. k. f. G. desto mehr Glaubens und Gnade wirken, hab ichs nicht wissen zu wegern. E. k. f. G. werden aus ihrer Supplication wohl die Sache vernehmen, wie sie werden gefodert, den Bauern gleich zu temmen. Nu wissen E. k. f. G. selbs wohl, daß große Armuth da ist. So sind ja die Pfarrguter auch nicht erblich ihr eigen, wie der Baurguter, und haben als die gedingte Knechte nerlich ihr Brod davon und mussen heut oder morgen dieselbigen lassen liegen, mit ledigen Händen davon gehen., Sollt nu ihr täglich Brod, das sie kaum davon haben, gleich den Erbgutern auch beschweret werden, so mussen ihr das mehrer Theil solche Pfarren lassen, als die es nicht konnen ertragen, und ist doch ja billig, weil sie der Seelen warten sollen, daß sie als gemeine Diener solcher Beschwerung uberhoben seien. Es will bereit fast an Pfarrherrn mangeln, daß nicht noth ist, mit weiter Beschwerungen sie abzuschrecken; so haben sie es vorhin nicht gepflegt, sind auch dazu itzt ärmer worden denn vorhin, dazu mit Weib und Kindlin rechte Bettler. E. k. f. G. werden sich wohl wissen hierin gnädiglich zu halten. Hiemit Gott befolhen, Amen. Dienstags nach S. Fancisci 1531.

E. k. f. G. unterthäniger
Martinus Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Neunter Band.
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1903