Luther, Martin – An Landgraf Philipp von Hessen.

Gnade und Friede von Christo. Durchlauchtigster, Hochgeborner Fürst, gnädiger Herr. Daß Ew. Fürstl. Gn. begehrt ein Büchlein, zu Trost der Schwachen auszulassen, will ich Ew. Fürstl. Gn. nicht bergen. daß ich ohne das gefaßt bin, ein Büchlein in Kurzem auszulassen, darin ich den Abschied und ungeschicktes Fürnehmen der Fürsten rühren will, mit Vermahnung eines jeden Gewissen, daß kein Unterthan schuldig sei, wo Kais. Majestät würde drauf beharren, Gehorsam zu leisten; sondern will, soviel meine Feder vermag vor solchem Gehorsam abschrecken, daß sich Niemand soll begeben in solch lasterliche, mordische und teuflische Anschläge. Gott gebe, daß ich viel Frucht damit schaffe, Amen. Dennoch soll es verwahret sein, daß man’s nicht mag aufrührerisch schelten.

Zum andern bin ich hoffend, daß Gott ein Mittel werde treffen, daß um dieser Sachen kein Blutvergießen soll geschehen. So habe ich auch meinem gnädigsten Herrn dem Churfürsten meine Meinung angezeigt, was man thun möge mit der Gegenwehr, welches ohn Zweifel Ew. Fürstl. Gn. unverborgen sein wird, weil ich doch sehe und merke, daß man einen gemeinen Rathschlag davon haben wird; und mir fährlich als einer geistlichen Person solchs schriftlich darzuthnn, aus vielen Ursachen. Hiemit Gott befohlen. Amen.

Ans Torgau. Am Tage Simonis und Judae 1530.
Ew. Fürstl. Gn. williger
Martinus Luther.

Quelle:
Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867