Luther an Landgraf Philipp von Hessen

16.12.1529

Gnad und Friede von Christo Jhesu. Durchleuchtiger, hochgeborner Furst, gnädiger Herr! Ich hab E. F. G. Schrift durch diesen Boten empfangen und vernommen, was ungeschlachts Dinges durch die Pfaffen in den Kaiser gebräuet wird, und hoffe zu Gott, der sich im Psalter rühmet, daß er der gottlosen Fürsten und Leute Anschläge zu nichte macht, werde uns itzt auch erhoren, und solche Anschläge zu nicht machen, allermeist, weil sich itzt die Pfafferei so hoch ruhmet und trotzet auf den Kaiser und menschliche Hulfe, und gar nichts nach Gotte fraget, noch ihn anruft. Gott behute nur uns auch, daß wir nicht auf unser Witze und Kraft pochen, sondern seiner Hulfe begehren und gewarten, so wird sie gewißlich kommen. Daß auch E. F. G. begehrt, wo ich wurde zu Rath gefragt, m. gn. Herrn dahin helfen bereden, daß man dem Kaiser in die Hulfe wider den Turken nicht willige, es werde denn zuvor ein gemeiner Friede zugesagt und gemacht rc.: so bin ich bisher noch nicht ersucht, weiß auch gar nichts, wie es zu Speyr itzt oder zu Schmalkalden gehandelt ist, wo die Sache stehe oder gehe, daß ich auch dieß mal nichts weiß hierauf zu antworten; kompts aber dazu, will ich, ob Gott will, in das Beste helfen rathen, denn mir solche Sache alsdenn auch wird ins Gewissen kommen, und wohl gezwungen werde, das Beste zu rathen. Indeß will ich bitten, so viel ich mag und kann mit Gottes Gnaden, daß nicht der Pfaffen Wille, sondern Gottes Wille geschehe, Amen. Ich befelh E. F. G. in Christus Gnad, Amen. Dornstags nach S. Lucie 1529.

Martinus Luther.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Siebenter Band.
Briefe vom Oktober 1528 – Juni 1530
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1897