Weiss, Adam – An Georg Vogler

Crailsheim, 3. Juni 1528.

Dem Erbarn vnd Hochachtbarn Hern Georgen Voglern Obersten Marggrevischen Secretariern vnd Vicecancellarien meinem gepietenden Herrn und Bruder.

Gottes gnade zuvor!

Erbarer hochachtbar besunder lieber Herr und Bruder.

Als ich nechst freitag vergangen, von Onoltzbach abschid, bekam mir vff dem weg ain kercher, der da ledig wider her gen Creilsheim fahren wolt, befal ich im, ain veßlin bier, wie ir denn entlich mir vergunet, bey euch uffzuladen. Aber ich gedacht, es wer irgent ain clain veßlin, ich hett es sunst nit begert, deshalben ist mein vleissig bitt, mir solchs nit zu verargen; dan zu der bezalung will ichs mit grossem dank umb euch, womit ich vermag, beschulden.

Auch wissent lieber Herr, das Herr Hans Clingler, Chorherr zu Feuchtwang, sein pfrundlin zu Creilsheim dem armen geschickten pfefflin, den ich bey mir jetzo erhalt, nit wurdt zulassen, es sey denn, das ir meine g. H. die Stathalter vnd die Rethe, im solchs zu thun schirifflich vnd ernstlich befehlt; es ist so ein halssterrig mendlin vnd sunderlicher fiend aller verkundiger gottlichs wort, als ich in erfaren hab, er hat sich lassen hören, sein pfrund sei nur uff meß halten gestifft vnd sollt es hunder gulden kosten, so soll im der ketzer nit uff sein pfrund, das volk acht weder gottlicher wort noch menschlicher Gehorsam, nun bedarf ich ja geschickter person zu versehung einer solchen grossen pfarr, vnd hab vnder all mein meßpriestern nit ain, der mich in mein abwesen mit einer predigt mogt vertretten, noch will der gut herr Hans, weder euch meinen Herrn noch mir zu gefallen – es het in auch Vogt, Burgermeister vnd Rathe darumb schrifflich vnd mundlich ersucht vnd gebeten – vnd einer ganzen Gemeind hie zu gut on allen sein schaden des gering pfrundlin nit lassen gedeyen dem frommen pfefflin. Befilh es gott vnd euch etc.

Ich thu moglichen Vleiß, nach ewren befelh in unserer sach; es bedorfft wol zeit solch dapfere sach, nach gepur zu handeln.

Das gott nur bewar, in allem unsern frommen fursten bey dem tyrannen; ich sorg ser, vil mer ist zu bitten; des hausvogts bruder hat mir diessen brieff an euch zugeschickt, ob es möglich wer, begert ich uffs hochst, den abtruck der gottlosen Vereinigung Pilati vnd Herodis wider Christum, woll in von stund an wider schicken, uns bedunkt der landgrave lig zu lang in armbrost, aber der her weis sein zeit wohl, es sein nur unnutze menschliche gedanken, hiemit gott befohlen, cum uxore. Mittwochs nach Pfingsten im XXVIII jar.

E. gantzwilliger Adam Weys

Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte
herausgegeben von
D. Theodor Kolde
V. Band.
Erlangen, 1899
Verlag von Fr. Junge