Luther, Martin – An Justus Menius

Wittenberg den 23. Mai 1528

Gnade und Friede zuvor! Lieber Herr Justus! Nur wenige Worte, da ich sehr beschäftigt bin. Ich werde nicht unterlassen, Euch gleich bei der ersten besten Gelegenheit aus jenem Morast voll reißender undankbarer Raubtiere zu befreien. So sehr verdrießt mich der Greuel dieser Stadt; ich weiß keine andern Worte dafür. Dennoch will ich nicht verzagen daran, daß Christus alsbald mit seinen Widersachern anders verfahren wird. Indessen duldet: denn ich dulde mit Euch, und Christus duldet mich uns allen; und betet für mich armes, schwaches Gefäß. Unser Fürst ist zurzeit zu beschäftigt, als daß sich an diesem Hofe etwas verhandeln oder erlangen ließe. Grüß das Ergötzen Eures Lebens, Euer Weib und Eure Kinder, mit denen ich Euch Christo empfehle!

Wittenberg am Sonnabend nach Himmelfahrt 1528

Euer Martinus Luther

Martin Luthers Briefe
In Auswahl herausgegeben von Reinhard Buchwald
Zweiter Band
Leipzig,
im Inselverlag
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