Nikolaus Luterot. Schosser zu Belzig, an Luther

2.10.1527

Mein ganz willig Dienst zuvor, ehrwirdiger, hochgelahrter, günstiger Herre und Furderer! Es haben mich Richter und Gemeine des Dorfs Schwaneberg angesucht, nachdem ihr Pfarrer ungefährlichen fur 6 Wochen in Gott den Allmächtigen verschieden, daß ihnen nun bis in acht Wuch lang das Evangelion und Wort Gottis nicht gesagt oder gepredigt wurden. Derwegen als vorlassene Schäflein, die keinen Hirten haben, ungeweidet irre gehen, haben mir die armen Leute den wirdigen Herrn Ern Steffan Gretz hegenwärtigen, welicher dann ein Zeitlang des Pfarners allhie zu Belzig Caplan gewesen, angegeben, mit untirthäniger fleißiger Bitte, ihnen m. gst. H. dem Churfursten zu Sachsen gnädiglich vorbitten wolle, daß ihnen s. c. f. G. zu ihrem Pfarner und Seelsorger verordnen wollen. Weil ich dann ihr Bitt ziemlich angesehen, habe ich ihnen dieß ihr bittlich Ansuchen nicht abschlahen konnen, und ist an E. W. mein dienstlich Bitte, E. W. wollen Euch in dem unbeschwert gutwillig erzeigen, die Belohnung Gottis des Allmächtigen dorfur zu gewarten, so will ichs meins armen Vermugens umb E. W. auch zu vordienen geflissen sein. Datum Mittwochen nach Michaelis Anno 1527.

E. W.

A. V. Niclas Luteror
Schosser zu Beltzig.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Sechster Band.
Briefe vom Januar 1527 – Oktober 1528
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1895