Luther an Kurfürst Johann von Sachsen

30.9.1527

Gnade und Friede in Christo Jhesu. Durchleuchtigister, hochgeborner Furst, gnädigster Herr! Es hat sich die Sache mit der Pfarre zum Elster eine lange Zeit bei mir getrieben. Nämlich weil Er Antonius Thome, itziger Pfarrher zur Elster, nu fast untuchtig und unvermugens seines Alters halben die Pfarre zu versorgen, derhalben er mit etlichen gehandelt, daß er abtreten und einräumen wollt einem tuchtigern, und hierin meines Raths begehrt, darauf ich hab sie selbs unternander vermahnet, sich zu vertragen, wie denn E. c. f. G. aus beigelegter Schrift vernehmen werden, geschehen. Weil sie denn dieß alles meine Furbitt begehrn und ich geneigt bin, wo es so freundlich unternander furgenommen wird, zu fördern, so bitt ich, E. c. f. G. wollte solchen ihren Vertrag bestätigen und mit Schriften die zwei Part versichern; denn ich den guten Mann Er Wolfgang Swahn tuchtig gnug achte, und hat die gelehrteste Nonne zum Weibe, als im Lande ist, zu latin und sonst, daß, wenn der Mann nicht gleich nicht gelehrt wäre, sein Weib wohl ihn gelehrt kunte machen. E. c. f. G. wird sich wohl hierin zu wissen zu halten, denn dieser Wolfgang wie viel Ander bisher groß Armuth gelitten, daß er wohl versucht ist mit Armuth. Hiemit Gott befolhen, Amen. Zu Wittenberg, Montags nach Michaelis 1527.

E. c. f. G.
unterthäniger
Martinus Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Sechster Band.
Briefe vom Januar 1527 – Oktober 1528
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1895