Melanchthon an den Rath von Nürnberg, 27.9.1525

Dem Ehrbaren und weisen Burgermeistern und Rathherren der Stadt Nürnberg, meinen günstigen Herrn.

Meine willigen Dienste zuvor. Ehrbare und weise Herren. E. Ehrb. Weisheit hab ich empfangen, darin Ew. E. Weisheit begehrt, mich zu Anrichtung einer Schule zu gebrauchen. Wiewohl ich aber weiß, daß solche Sache gelehrter und bas erfahrner Leute Raths bedarf, denn ich bin, (denn eine rechte Schule anrichten, dadurch gute Sitten und Tugend gepflanzt werden, ist nicht ein gering Ding); doch dieweil mich E. E. W. darum fordert, bin ich schuldig in solcher Sache, E. E. W. zu dienen. Darum, so wie mein gnädigster Herr, der Churfürst zu Sachsen, eine Zeitlang, als ich hoffe, gnädiglich erlauben würde, will ich in kurzem nach dem Leipziger Markt, aufseyn und hinausreisen. Denn womit ich E. E. W. dienen möchte, wäre ich ganz willig und geflissen dasselbige zu thun. Datum Wittenberg Mittwochs nach Mattheis, anno XXV.

E. E. W.
williger
Philippus Melanchthon.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen 1
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1834